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Kurzauftritt in Wien - Nicolas Sarkozy besuchte die Bundeshauptstadt für drei Stunden.

Foto: AP//Heinz-Peter Bader
Liberté, egalité, fraternité - so könnte man den heutigen öffentlichen Auftritt von Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy kurz umreißen. Anläßlich seiner "Tour des Capitales", die Werbetour vor Antritt der EU-Präsidentschaft am 1. Juli, präsentiert Sarkozy in brüderlicher Einigkeit mit Kanzler Alfred Gusenbauer seine ehrgeizigen Pläne. Was sich wie oberflächliches Geplänkel darstellt, ist ein politischer Kraftakt. Sarkozy setzt dabei auf Tempo: Europa den Europäern, Kampf gegen illegale Immigranten.

Dass Frankreich eines der strengsten Einwanderergesetze hat, entschärft Sarkozy salopp: Auch die Zuwanderer hätten eine Recht auf eine lebenswerte Existenz. Ohne Arbeit und Unterkunft würden sie selbst am stärksten leiden. Voilà. "Europa muss die Europäer schützen". Kurz: Zu mit der Außengrenze.

Gusenbauer, nach Eigendefinition ein "persönlicher Freund" kann gar nicht anders, als an den großen Erfolg Frankreichs zu glauben und schiebt weitere Ansinnen an die EU-Präsidentschaft nach: Einigung zu einer einheitlichen Klimastrategie, Kampf gegen Energiepreis-Spekulanten, Lösung der Wegekostenrichtlinie und zusätzliche Initiativen im Bereich des Sports. Denn wir wissen, nichts verbindet so wie Sport. Ein Glück, dass die EM ansteht. So lässt Sarkozy die anwesenden Journalisten auch gleich wissen, dass er den Österreichern den Titel zutraut. Nachsatz: "Vielleicht aber erst in ein paar Jahren, denn wir Franzosen sind ein kleines bisschen besser im Fußball."

Nichts trübt die filmreife Harmonie der beiden Politiker. Der eine antwortet auf Journalistenfragen, der andere lächelt. Einmal auf französisch, einmal auf deutsch. Die Betonung liegt auf "guter Beziehung". Anmerkungen aus dem Publikum zu Differenzen bei der Energiepolitik oder der Türkei-Debatte weichen beide aus. Dafür schäkert Sarkozy über die "vielen Zigarren", die er Gusenbauer noch schuldet.

So gemütlich wie in Slowenien werden die sechs Monate der französischen EU-Präsidentschaft wohl nicht werden. Doch noch lächelt er, der unbeliebteste französische Präsident der fünften Republik. (Sigrid Schamall, derStandard.at, 30.5.2008)