Eine Maisonette bietet räumliche Großzügigkeit. Die sportliche Anforderung im hohen Alter sollte aber nicht außer Acht gelassen werden.

Collage: STANDARD/Friesenbichler
Einen gewissen Anreiz hat das Stiegensteigen aber immer.

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Samstags beim Anzeigenschmökern: Hier eine Traummaisonette", dort eine "Wohnlandschaft mit Galerie". Doch was sind die Vorteile des vielen Stiegensteigens in der eigenen Wohnung? "Das Raum- erlebnis ist ganz anders", erklärt Susanne Reppé von der Gewog, zuständig für Projektentwicklung und Marketing, "aufgrund der internen Erschließung hat die Wohnung den Charakter eines eigenen Hauses." So erklärt sich übrigens auch der französische Begriff: Eine Maisonette ist nichts anderes als ein eigens Häuschen im Haus.

Zeugte es vor zehn oder 15 Jahren noch von Luxus, in einer Maisonette zu wohnen, geben sich viele Immobilienprofis heutzutage skeptisch. Nicht alle sind von diesem Raumerlebnis überzeugt. Michael Zöchling, Geschäftsführer der Barreal Immobilientreuhand GmbH, führt die Entwicklung von Maisonettewohnungen auf den Dachausbau zurück. Mehr als Notwendigkeit denn als Tugend baute man innerhalb des Wohnungsverbandes einst Treppen ein, um auch die obersten Zwickel des Daches noch optimal zu nutzen - und dementsprechend mehr Mieteinnahmen zu lukrieren.

Schlafzimmer im ersten Stock

Heute hingegen ist das Stiegensteigen meist in ebenerdigen Wohnungen angesagt. Immer mehr Bauträger nutzen das Erdgeschoß zu Wohnzwecken und locken die Kunden mit einem eigenen vorgelagerten Garten. In den meisten Fällen liegen die Schlafzimmer dann im ersten Stock. Beispiele dafür finden sich etwa im Projekt "Living Colours" des Österreichischen Siedlungswerks (ÖSW) auf dem Monte Laa in Wien. "Die Trakttiefe war sehr groß, wir haben das Problem mit durchgesteckten Maisonettewohnungen gelöst", sagt Architekten Elsa Prochazka. Neben dem für den geförderten Wohnbau ungewöhnlichen räumlichen Reiz erspare diese Form zudem den Erschließungsgang im oberen Geschoß.

Durchgesteckte beziehungsweise überkreuzte Wohneinheiten prägen auch das Projekt Schmidtstahlwerke in der City X in Wien Favoriten. Für die Hälfte der Wohnungen im Bauteil von Albert Wimmer sah das Anforderungsprofil sogenannten "Dachgeschoßcharakter" vor. Wimmer unterstreicht den Vorteil dieser Lösung: "Durch die Verbindungstreppe ergeben sich zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten." Hinzu komme der optische Luxus unterschiedlicher Raumhöhen.

Wichtig ist Raumanordnung

In jedem Falle ist Mietern und Käufern angeraten, auf die Anordnung der Räume zu achten. Um einen gewissen Komfort zu ermöglichen, sollten zumindest Küche, Wohnraum und etwaige Freiräume auf einer Ebene liegen. Zu bedenken ist, dass Maisonettewohnungen sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb aufwändiger und kostspieliger sind. Einige wertvolle Quadratmeter gehen in jedem Falle zugunsten der internen Erschließung verloren. "Grob kann man damit rechnen, dass durch die Stiege immerhin die Fläche eines kleineren Zimmers verloren geht", erläutert Martina Rieß, Geschäftsführerin von Remax Living.

Um den Raumverlust besser zu verkraften, ist eine gewisse Mindestgröße wichtig. Ewald Kirschner, Generaldirektor der Gesiba erklärt: "Eine durchgesteckte Maisonette sollte mindestens 80 Quadratmeter aufweisen, eine gut or-ganisierte Vier-Zimmer-Wohnung zumindest 95 bis 100 Quadratmeter." Alles andere sei auf einer Ebene besser zu lösen.

Eine Frage des Alters

Die Nachfrage beim Zweitbezug verdeutlicht, dass die Lust am Stiegensteigen auch eine Frage des Alters ist. Im mittleren Segment, das sich vor allem an junge Familien richtet, können sich Maisonettewohnungen am Markt gut behaupten. Im Luxussegment dagegen ist das zweigeschoßige Wohnen weit weniger gefragt. "Hochpreisige Wohnungen richten sich an eine Zielgruppe, die im Schnitt fünfzig Jahre oder älter ist. In diesem Alter denkt man schon an die Zeit, wo das Treppensteigen einmal schwerer fällt", so Zöchling. (Christoph Warnke, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.5./1.6.2008)