Smart-Clothes-Entwicklerin Sabine Seymour.

Foto: Privat
Menschen sollen davon auch einen großen Nutzen haben. Peter Illetschko stellte die Fragen.

*****

STANDARD: Kleidung ist allein durch Farbe oder Schnitt schon sehr ausdrucksstark und vermittelt Botschaften. Im Gewand integrierte Technologien sollen eine zusätzliche Kommunikationsmöglichkeit bieten. Wie darf man sich das vorstellen?

Seymour: Wenn automatische Kommunikation über Kleidung möglich wird, dann kann das den Sicherheitsbedürfnissen einiger Berufe gerecht werden. Jacken von Rettungsdiensten müssen schon jetzt leuchtende Farben haben. Die Jacken könnten aber auch, je nach Stand der Rettungsaktion, ihre Farbe verändern und damit Signale geben. Vieles ist denkbar. Sogar, dass Menschen, die in der U-Bahn mehr Platz brauchen, ihren Mantel aufblasen. Eine kuriose Vorstellung.

STANDARD: Da fragt man sich: Wo liegt die Grenze zwischen alltäglicher Anwendbarkeit und netten spielerischen Details für Ausnahmefälle?

Seymour: Natürlich ist der Bereich auch eine Spielwiese für Technologieentwickler, die Produkte auf den Markt bringen, die nicht jeder überall benutzen wird. Das muss es auch geben. Die Technologie lebt gerade vom kreativen Geist solcher Entwickler.

STANDARD: Gibt es so etwas wie Benutzbarkeitsforschung im Bereich der tragbaren Technologien?

Seymour: Es gibt sie, wenngleich sie im Bereich der tragbaren Technologien noch in den Kinderschuhen steckt, weil viele Produkte erst jetzt für den Endverbraucher getestet werden. Wie immer geht es um Einfachheit. Wenn die nicht gegeben ist, dann wird die Technologie schlicht nicht angewandt. Wir müssen schließlich lernen, auf einer zusätzlichen Ebene zu kommunizieren. Neben der Sprache, dem Handy, dem Internet via PC, kommt auch die Kleidung als Medium dazu.

STANDARD: Welche Rolle spielt der Standort Österreich in der Entwicklung von tragbaren Technologien in Mode und Design?

Seymour: Österreich wäre ein idealer Umschlagplatz. Einerseits aufgrund der Lage inmitten von Europa, andererseits durch Technologien, wie sie zum Beispiel vom Futurelab der Ars Electronica und spezialisierten Technologiefirmen kommen. In Wien versucht die öffentliche Hand einen Fokus auf Mode und Design zu setzen, das ergibt interessante Synergieeffekte. Wir würden uns alle aber mehr Risikofreude und Schnelligkeit bei der Finanzierung wünschen. Innovationen in diesem Bereich müssen schnell umgesetzt werden, um konkurrenzfähig zu bleiben. Ein Anfang aber ist getan. (DER STANDARD, Printausgabe, 4.6.2008)