Wien - "Wir hatten eine glückliche Ehe und keine Probleme", sagt er. Ob er eifersüchtig gewesen sei, fragt Richter Ulrich Nachtlberger. "Freilich. Ich hab sie gern gehabt."

Deshalb hatte sie eine unglückliche Ehe und Probleme. Einmal musste sie ins Spital, mit einem Nasenbeinbruch. "Vor zweieinhalb Jahren ist er wirklich aggressiv geworden", berichtete Violeta A. am Mittwoch im Wiener Landesgericht. "Als er angefangen hatte zu trinken." Ihr Mann Srdjan ist gebürtiger Serbe und erklärt, er habe ein Kriegstrauma.

In der Nacht zum 25. Oktober des Vorjahres war es dann besonders schlimm. Laut Violeta beschuldigte Srdjan sie wieder, einen Freund zu haben. Laut Srdjan habe Violeta ihm Vorwürfe gemacht.

Schläge nach der zweiten Flasche

Fest steht, dass er sie schlug. Nach der zweiten Flasche Bier habe er angefangen, berichtet Violeta - nach der siebenten oder achten Flasche sei er dann schlafen gegangen. Da hatte sie Verletzungen am Auge und blutete am Mund.

Kollegen überredeten sie

Am nächsten Tag überredeten Arbeitskollegen Violeta, zur Polizei zu gehen, "alleine hätte ich wahrscheinlich nie den Schritt gewagt". Bei der Polizei entschloss sie sich: "So will ich nicht mehr weiterleben" und ging mit ihrer Tochter nicht mehr zu ihm zurück.

Aussprache

Nur am 30. 10. trafen sie sich noch einmal. Sie ließ sich zu einer Aussprache überreden. Er fuhr mit ihr zu einem "guten Platzerl", ein Grilllokal am Stadtrand.

Auf der Rückfahrt bog er auf einen Parkplatz ein. Srdjan sagt vor Gericht, dass sie vom Freund sprach, "der besser war". Dann habe er ein "Blackout" gehabt - er sei von Beruhigungstabletten umnebelt gewesen.

Violeta berichtet: Sie habe nie einen Freund gehabt. Er habe gefragt, ob er sich wegen der Trennung umbringen solle. Sie sagte nein. "Dann hat er geschmunzelt und gesagt, er wird nicht sich, sondern mich umbringen." Und das habe er auch noch schnell seiner Mutter per Handy angekündigt.

Bei der Polizeieinvernahme hatte sich Srdjan sehr wohl noch an Details erinnert. Er habe sie erst mit einem Messer attackiert, das sei aber runter gefallen. Dann sei er ausgestiegen, habe abgesperrt, einen Steckschraubenzieher geholt, sie in einen Busch gezerrt und auf sie eingestochen. "Der Aufsatz fiel immer wieder runter, er steckte ihn wieder drauf und stach weiter auf mich ein", berichtet Violeta.

Sie stellte sich tot

Sie stellte sich schließlich tot. Als er abfuhr, blieb sie liegen - so lange, bis sie schließlich eine Stimme hörte: "Die Frau lebt." Violeta überlebte nur knapp. Die Narben am Hals blieben, Sprechen kann sie nur noch im Flüsterton.

Urteil: 16 Jahre Haft

Das Urteil: 16 Jahre Haft wegen versuchten Mordes und Schläge im Rausch sowie eine Schmerzensgeldzahlung von 15.000 Euro. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. (Roman David-Freihsl/ DER STANDARD Printausgabe 5.6.2008)