Innsbruck - Der gebürtige Oberösterreicher Herwig van Staa (65) hat nach seinen sechs Jahren als Tiroler Landeshauptmann eine schwere Schlappe erlitten und ist damit neben der SPÖ und den Grünen einer der großen Verlierer der Wahl. Mit dem schlechten Ergebnis dürfte sein Ziel, weitere fünf Jahre an der Spitze Tirols zu stehen, ordentlich wackeln. Vor der Wahl hatte er stets erklärt, er wolle nur das Feld räumen, wenn die ÖVP unter 40 Prozent fällt (minus zehn Prozentpunkte). Mit den laut Hochrechnungen 40,9 Prozent hätte er dieses Ziel geschafft, ob er Landeschef bleibt, dürfte dennoch höchst ungewiss sein. Als Van-Staa-Nachfolger wurden zuletzt Innenminister Günther Platter und Landeshauptmann-Vize Elisabeth Zanon (beide ÖVP) gehandelt.

Kritiker in der eigenen Partei

Hauptanteil an seiner Niederlage hatte sein schärfster Kritiker aus den eigenen Reihen, Fritz Dinkhauser. Van Staa ist diese Konstellation nicht gänzlich unbekannt. 1994 war der VP-Politiker in Innsbruck mit einer eigenen Liste gegen den VP-Bürgermeister Romuald Niescher angetreten und wurde Stadtchef. Als Schwiegersohn des legendären Landeshauptmann Eduard Wallnöfer ist der bisherige Landeschef politisch stark vorgeprägt.

Bei seiner ersten Landtagswahl im Jahr 2003 hatte Van Staa ein Ergebnis unter den Erwartungen erreicht. Zwar gelang es ihm, die 1999 verlorene absolute Mandatsmehrheit der Volkspartei im Landtag zurückzuerobern. Die VP blieb mit 49 Prozent der Stimmen aber deutlich unter den Hoffnungen der eigenen Parteifunktionäre.

"Doppel-Doktor"

Van Staa war der achte Tiroler Landeshauptmann seit 1945 und der 81. in der 660-jährigen Geschichte des Amtes. Er wurde am 10. Juni 1942 in Linz geboren. Nach der Matura wechselte er 1960 nach Innsbruck, wo er Rechtswissenschaften, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie Volkskunde und Soziologie studierte. Der promovierte "Doppel-Doktor" sowie Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften wurde 1974 am Institut für Alpenländische Land- und Forstwirtschaft Assistent, wo er 1980 zum Assistenzprofessor ernannt wurde.

1989 wurde er auf der Stadtparteiliste der ÖVP in den Gemeinderat gewählt. Nach wiederholter heftiger Kritik an der Stadtparteiführung wurde Van Staa 1993 aus dem ÖVP-Gemeindeklub ausgeschlossen. Bei der anschließenden Gemeinderatswahl überholte er mit seiner Liste "Für Innsbruck" die ÖVP und wurde zur zweistärksten Fraktion. Zwischen 1994 und 2002 war er Stadtchef in der Landeshauptstadt. Seit Oktober 2001 ist er Obmann der Tiroler Volkspartei. 2002 löste er Landeshauptmann Wendelin Weingartner als Landeshauptmann ab.

Van Staa ist seit 1974 mit Luise Wallnöfer verheiratet. Er hat zwei erwachsene Kinder. (APA)