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Wendelin Weingartner und Herwig Van Staa bei der Amtsübergabe im Oktober 2002.

Foto: APA/BERNHARD GROSSRUCK
"Die Höhe des Verlustes hat mich überrascht". Wendelin Weingartner, Tiroler Landeshauptmann vor der Ära Van Staa, ist am Tag nach der Wahl enttäuscht über das schlechte Abschneiden der ÖVP. Weingartner, der seit 2002 aktiver Pensionär ist und regelmäßig Artikel verfasst, hätte sich zumindest 43 Prozent für die Partei erhofft, an deren Spitze er neun Jahre lang gestanden hat. Er führt die herben Verluste im Gespräch mit derStandard.at auf die schlechten Beliebtheitswerte seines Nachfolgers Van Staa zurück, die er als "einmalig in Österreich" bezeichnet.

Der ÖVP-Rebell und größte Konkurrent Dinkhauser habe es geschafft, eben die von Van Staa Enttäuschten wieder in die Wahlkabinen zu locken. "Für die war Dinkhauser eine echte Alternative". Damit habe Dinkhauser auch von Anfang an spekuliert, meint Weingartner. "Er wäre nie angetreten, wenn er sich nicht konkrete Chancen ausrechnet hätte. Wer seinen Charakter kennt, weiß das".

Van Staa selbst bezeichnet Weingartner als "fleißigen Politiker", der "viel unter die Leuten" gehe. Die Charaktereigenschaft, dass er über viele seiner Kritiker einfach "drüberfahre" sei ihm allerdings zum Verhängnis geworden. "Das ist man in Tirol nicht gewohnt".

"Gruppendynamik"

Weingartner glaubt daran, dass Van Staa erst nach den Koalitionsverhandlungen abgelöst wird. Jetzt solle man aber erstmal keine Personaldiskussionen - auch keine Obmanndebatte - vom Zaun brechen, um die Position der ÖVP bei den Verhandlungen nicht zu schwächen. Elisbeth Zanons Aussage vom Wahlabend, sie stehe als Landeshauptfrau bereits jetzt "zur Verfügung", tut Weingartner als verfrühte Einzelmeldung ab. Einen Verbleib Van Staas als Landeshauptmann für die nächste Amtsperiode kann er sich allein schon aus "gruppendynamischen" Gründen nicht vorstellen.

Sollte es nach den Verhandlungen soweit sein und die ÖVP Tirol sich auf die Suche nach einem neuen Landeshauptmann machen, könnten sowohl die beliebte Van Staa-Stellvertreterin Zanon, als auch Günther Platter Möglichkeiten sein, die man überdenken müsse. "Platter ist für Tirol immer eine interessante Personalreserve", meint Weingartner.

Weingartner hat kaum Zweifel daran, dass die nächste Tiroler Koalition eine schwarz-schwarze sein wird. "Schwarz-Rot ist nicht Wählerwille." Eine Beteiligung der FPÖ schließt Weingartner aus. (mhe, derStandard.at/9.6.2008)