Unweit davon entfernt sich bemüht eine Linzerin, das eben erhaltene Protestflugblatt in die richtige Leseposition zu bekommen. Was mit einem eingegipsten Arm nicht so leicht zu sein scheint. "Ich bin am Sonntag beim Aussteigen aus der Straßenbahn gestolpert. Eigentlich hatte ich ja Glück im Unglück, dass ich mich genau einen Tag vor dem Ärztestreik verletzt habe", lacht Edith Gastallnig im Standard-Gespräch.
Rund 1000 Streikbrecher
In ganz Österreich schlossen die Ärzte ihre Ordinationen am Montag, um damit gegen jene Reform zu protestieren, die die Finanzierung der Kassen sicherstellen soll (siehe Wissen). Alle 15.000 Kassen- und Wahlärzte waren aufgerufen, sich daran zu beteiligen. Laut dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger hatten dennoch rund 1000 Ordinationen geöffnet - das geht aus dem E-Card-System hervor, in dem sich Ärzte anmelden, wenn sie ordinieren.
In vielen Städten gab es Informationsveranstaltungen, in Wien versammelten sich die Mediziner zu einem Protestsymposium. Dort brachte Ärztekammer-Präsident Walter Dorner noch einmal die Argumente der Ärztevertreter gegen die geplante Reform vor: "Ich will nicht, dass unsere Bürger zum Almosenempfänger ihrer Krankenversicherung werden", erklärte er vor den Ärzten. "Wenn man dieses Gebilde schon Reform nennen soll, dann ist das eine ganz, ganz schlechte, die nur mehr zulasten der Patienten und von uns Ärzten geht." Die "größte Schweinerei an dem Ganzen" sei der Vorwurf, die Ärzte würden die Patienten mit dem Streik im Stich lassen.