Klagenfurt - Als totaler Flop hat sich die "Kulturmeile" anlässlich der EURO 2008 in Klagenfurt entpuppt. So ließ die teure Installation des Künstlers Jochen Traar die Fans völlig kalt, auch die Open-Air-Ausstellung am Lendkanal lockte praktisch überhaupt keine Besucher an. Etwas besser läuft die fußballorientierte Ausstellung im Museum Moderner Kunst Kärnten, Matches ebendort wollte aber auch niemand sehen.

Ebbe

120.000 Euro betrug nach Angaben der Veranstalter das Budget der Stadt für die kulturellen Aktivitäten. Der begehbare Kubus von Jochen Traar, in dem Fans ein Robert-Musil-Zitat möglichst laut brüllen sollten, war von seiner Eröffnung an total verwaist. Mehrere Nachfragen bei den gelangweilten Securitys am Kardinalsplatz ergaben stets die gleiche Auskunft: "Da geht keiner hinein." Bildende Kunst wurde am Lendkanal gezeigt, doch keiner hat sie gesehen. Die Gäste aus Deutschland, Kroatien und Polen mieden auch die Galerien und Museen der Stadt, in denen man so ungestört wie selten die Exponate betrachten konnte.

Einzig das Stadttheater konnte mit dem Gastspiel der "bremer shakespeare company", die das Stück "Ein Königreich für einen Ball" auf die Bühne brachte, zufrieden sein. Fußballfans waren aber nicht zu finden an den beiden Abenden, das Publikum rekrutierte sich praktisch ausschließlich aus Einheimischen.

"Die Fußballfans saufen lieber Bier bei Schunkelmusik"

Sehr durchwachsen ist die bisherige Bilanz auch bei den Konzertreihen. In der Fanzone am Messegelände lockten die "Sportfreunde Stiller" am Tag des Spiels Deutschland-Polen zwar mehr als 10.000 Fans an, die übrigen Gruppen beschallten aber ein weitgehend menschenleeres Areal. Jene Acts, die noch gebucht sind, werden daher mit Ausnahme von Christina Stürmer und der finnischen Formation "Sunrise Avenue" auf den Neuen Platz verlegt.

Die eher jazzig-qualitätsvoll angelegte Linie der Livebands am Kardinalsplatz floppte ebenfalls, die Bands spielten zeitweise vor drei Zuhörern. Fazit des dortigen Standbetreibers: "Die Klagenfurter kommen nicht, und die Fußballfans saufen lieber Bier bei Schunkelmusik." (APA)