Das Sujet widerspricht laut Werberat den ethischen Grundsätzen der Werbung.

Der österreichische Werberat fordert den sofortigen Stopp der Plakatkampagne "Life is a Game!", die von gantnerundenzi für den Wettenanbieter bet-at-home.com entwickelt wurde. Stein des Anstoßes ist das Zungenspiel zwischen einem Fan der deutschen Nationalmannschaft und einer Österreicherin. Werbung habe schließlich eine "Vorbildfunktion" und stehe "im Blickpunkt der Öffentlichkeit", argumentiert das Gremium.

"Ungewollte Nachahmungseffekte"

In der Begründung der Jury heißt es, dass das Sujet den "ethischen Grundsätzen der Werbung" widerspreche. Werbung im öffentlichen Raum habe "auf die Zielgruppe der Kinder Rücksicht zu nehmen". "Ungewollte Nachahmeffekte" könnten hervorgerufen werden, so der Werberat.

Enkerl küsst Omi

"Meine Mutter hat mir erzählt wie ihr Enkerl zu Besuch kam ihr ein Busserl gibt und plötzlich spürte sie voller Entsetzen die Zunge des Kindes in Ihrem Mund", schreibt zum Beispiel eine Frau, die den "Verfall der Moral und Ethik in der Gesellschaft kritisiert, auf der Homepage des Werberates.

"Natürlichste Sache der Welt"

Nicht nachvollziehen kann man die Aufregung bei bet-at-home.com. "Wir finden das Plakat in keinster Weise anstößig, sondern zeigen nur die natürlichste Sache der Welt", sagt Pressesprecher Claus Retschitzegger zu etat.at. bet-at-home.com werde die Sujets natürlich nicht entfernen, sondern habe Einspruch eingelegt. "Der Werberat ist schließlich kein Gericht", meint Retschitzegger, der von "vielen positiven Reaktionen" auf die Kampagne berichtet.

Laut Retschitzegger gibt es "viel ärgere Sujets" und man habe bloß versucht, Emotionen zu transportieren. Werbung müsse "provozieren und auffallen" und das sei mit dem Sujet perfekt gelungen.

"Der Zeit ihre Werbung. Der Werbung ihre Freiheit"

Daniel Gantner von gantnerundenzi meint gegenüber etat.at: "Werbung, die nicht polarisiert, ist Werbung die nicht gesehen wird. Daran glauben wir und dafür bezahlen uns unsere Kunden. Schauen Sie sich doch all die Plakate an, die so rumhängen – wen interessiert dieser Mist, wer schickt deswegen auch nur ein einziges Dankesmail? Jeder Kunde sollte sich das fragen und sich überlegen, ob er gut beraten ist."

In der Begründung des Werberates werde von "nicht näher definierten" ethischen Grundsätzen gesprochen. "Es wäre für uns interessant zu wissen, warum ein Zungenkuss zwischen Verliebten diesen widersprechen sollte", so Gantner. Dem Werberat richtet er aus: "Der Zeit ihre Werbung. Der Werbung ihre Freiheit."

2008 vier Kampagnen bisher zum Stopp aufgefordert

2008 wurden bisher 101 Beschwerden beim Werberat eingebracht, 50 Entscheidungen getroffen und drei Kampagnen zum sofortigen Stopp aufgefordert. 2007 gingen 113 Beschwerden ein, den sofortigen Stopp einer Kampagne verlangte das Gremium acht mal, siehe Werberat/Beschwerdestatistik. (om, ae, derStandard.at, 17.6.2008)