US-Justiz und FBI reagieren auf die Subprime-Krise mit der Operation "Heimtückische Hypothek". Allein diese Woche wurden 60 Verdächtige aus der Immobilien- und Finanzbranche verhaftet, seit März mehr als 400.

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Washington - Mehr als 400-mal haben in den vergangenen vier Monaten die Handschellen in den USA geklickt. Mit einer spektakulären Welle von Verhaftungen und Anklagen im ganzen Land haben die amerikanischen Justizbehörden auf die Kreditkrise reagiert und 406 Verdächtige festgenommen. Damit haben monatelange Ermittlungen im Zuge der Finanzkrise einen neuen Höhepunkt erreicht.

Durch Hypotheken-Betrügereien sollen die Verdächtigen einen Schaden von rund einer Milliarde US-Dollar (das sind rund 646 Mio. Euro) angerichtet haben.

Auch zahlreiche Banken sind dabei ins Visier der Behörden geraten. Allein seit Mitte dieser Woche hat die amerikanische Bundespolizei FBI 60 Personen inhaftiert, die allesamt in der Immobilienindustrie beschäftigt sind.

All das hat das Justizministerium Ende der Woche in Washington bekanntgegeben. Die konzertierte Operation läuft unter dem Namen "Heimtückische Hypothek" ("Malicious Mortgage"). Laut Justizministerium hätten die seit März laufenden Untersuchungen des FBI und der Justiz 144 Fälle von Kreditbetrug aufgedeckt. "Wir ermitteln, verfolgen, und Gerechtigkeit wird geschehen", sagte FBI-Direktor Robert Mueller.

Auch die gefürchtete US-Börsenaufsicht SEC führt seit längerem umfangreiche Untersuchungen. Die prominenteste Verhaftung ereignete sich am Donnerstag in New York: Da wurden zwei Ex-Fondsmanager der Investmentbank Bear Stearns festgenommen und dem Richter vorgeführt. Die beiden Männer, 52 und 46 Jahre alt, waren im Juni 2007 für den aufsehenerregenden Zusammenbruch zweier Hedgefonds verantwortlich, der am Anfang der Finanzkrise stand.

Die Anleger haben dabei rund 1,4 Mrd. Dollar verloren, die beiden Manager sollen sie über die Lage der Fonds getäuscht haben. Bear Stearns selbst musste im Frühjahr wegen Insolvenzgefahr ihrem Notverkauf an die Großbank JPMorgan Chase zustimmen.

Unter den Angeklagten sind Immobilienmakler, Anwälte, Finanzierer, aber auch Kreditnehmer. "Hypotheken-Betrug ist eine ernsthafte Bedrohung unserer Wirtschaft, unseres Immobilienmarktes und für den Seelenfrieden von Millionen von amerikanischen Hausbesitzern", sagte Vize-Justizminister Mark Filip bildhaft.

Die meisten Betrugsfälle stehen mit kaum besicherten Hypotheken ("Subprime") an Kreditnehmer mit zweifelhafter Bonität im Zusammenhang. Der dominoartige Ausfall dieser riskanten Kredite hat die anhaltende Finanzkrise ausgelöst. Bisherige Abschreibungen der Banken weltweit: 400 Mrd. Dollar.

Die Probleme machen auch vor der US-Investmentbank Merrill Lynch nicht Halt. Laut - vom Unternehmen nicht kommentierten - Marktgerüchten droht eine Gewinnwarnung. (APA, Reuters, DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.6.2008)