"Man kann sagen, dass Happy Slapping schon fast grassiert", meinte der steirische Schulpsychologe Josef Zollneritsch im Zusammenhang mit dem jüngsten Fall in der Obersteiermark, wo ein Lehrer von vier 15-jährigen Schülerinnen nach diesem Schema traktiert worden ist (siehe Steiermark: Schülerinnen attackierten Lehrer ). Provokationen, Schlägereien, Sexszenen würden inszeniert und gefilmt, dann auf YouTube, den Schulserver oder sonst wohin gestellt oder elektronisch versendet. "Da kommen Dinge vor, die ich vor kurzem nicht für möglich gehalten hätte."

Dabei gehe es immer darum, sich zu beweisen, das eigene Ego herauszustellen und die Sensationslust der anderen zu befriedigen, charakterisiert der Leiter der Abteilung Schulpsychologie im Landesschulrat Steiermark den Antrieb für "Grenzüberschreitungen, die mittels neuer Technologien ausgelebt" werden. Was steckt dahinter? "Frustkompensation, Revanchegelüste, gruppendynamisches Aufsteigen - es gibt einen Mix an Motiven".

Es sei sehr wohl möglich, diesem derzeit von vielen als "ausgesprochen attraktiv" empfundenen Trend entgegenzuwirken: Voraussetzung sei allerdings, dass an den Schulen hin- und nicht weggeschaut werde, kleine Anzeichen erkannt und ernst genommen würden. "Es hat auch viel mit Lehrerprofessionalität zu tun, ob Lehrer mit Verhaltensstörungen umgehen wollen und können". Es gebe große Anstrengungen in der Gewaltprävention allgemein, man coache Lehrer und versuche die Schulen zu motivieren, Beratungseinrichtungen und Ansprechpersonen selbst zu etablieren. Dies werde "in unterschiedlicher Weise erkannt und angenommen", so Zollneritsch. (APA)