In Sachen Abgasreinigung beim Dieselauto legt zweifellos Mercedes derzeit die Latte, Stichwort Bluetec. Erfahrungen aus dem Lkw-Bereich können gut auf den Pkw übertragen werden, und so will man nun auch amerikanischen Autofahrern den Diesel schmackhaft machen. Aufgrund der dortigen extrem strengen Abgaslimits geht das aber nur mit hohem Aufwand. (Audi probiert das Gleiche mit ähnlicher Technologie und hat sich prompt in einen Patentstreit mit Mercedes verstrickt.)

Zuerst ist ein Oxidationskatalysator notwendig, um Kohlenwasserstoffe im Abgas zu oxidieren. Das haben Dieselautos seit den späten Achtzigern. Seit kurzem kommt bei fast allen ein Partikelfilter dazu. Aber da gibt es noch ein Problem: die Stickoxide. Man muss sie reduzieren, und das geht nur mit einem Katalysator, der zuerst den Stickstoff speichert und dann in regelmäßigen Abständen durch Eingriffe ins Motormanagement reduziert. Dies allein reicht aber noch immer nicht, um wirklich niedrige Stickoxidwerte zu erzielen. So hängt man bei Bedarf noch einen sogenannten SCR-Kat an. Das ist ein Reduktionskatalysator, der durch Beigabe von Harnstoff auch die letzten Stickoxide wegputzt - bei Lastwagen bereits Stand der Technik. Die Beigabe von Harnstoff findet allerdings nur bei den US-Varianten statt, wo noch viel strengere Abgaslimits gelten, als sie für Europa zu erwarten sind. Die europäische Variante besitzt zwar einen SCR-Kat, aber man erspart sich die Beigabe von Harnstoff. Eine gewisse Menge Harnstoff entsteht auch, wenn man die vorgeschalteten Katalysatoren gezielt ungenau arbeiten lässt. Man macht sich hier ein altes Phänomen zunutze. Früher roch das Abgas bei kaputtem Katalysator nach Urin.

Die aufwändige Abgasreinigung erfordert höchste Disziplin beim Motormanagement. Angenehmer Nebeneffekt: Saubere Autos zeichnen sich in der Regel auch durch einen sensationell geschmeidigen Lauf aus, weil die Verbrennung äußerst kontrolliert ablaufen muss, damit die Abgasreinigung nicht kaputt geht. (rs)