Die in Großbritannien emsig betriebene Jagd auf Download-Piraten scheint nicht so erfolgreich zu verlaufen wie angenommen. Zwar ist der Arm des Gesetzes lang und führte zuletzt sogar zu Verhaftungen von Filesharern, Piraterie-Abmahnungen von Rechtsanwälten sollen jedoch vielerorts ohne Konsequenzen bleiben, selbst wenn sie einfach ignoriert werden. In den vergangenen Jahren hätten hunderte Briten Briefe mit der Aufforderung erhalten, Schadenersatz für das angebliche Uploaden von Copyright-geschützten Dateien zu leisten, berichtet das Branchenportal TorrentFreak. Verzichteten die Betroffenen jedoch darauf, der Aufforderung Folge zu leisten, so hätten sie dennoch keine weiteren Folgen zu befürchten. "Das ist nicht korrekt. Dabei handelt es sich um Gerüchte der Filesharing-Community, die den Eindruck erwecken sollen, dass Filesharing keine Gefahr darstellt", widerspricht Dirk Hassinger, Geschäftsführer von Topware Entertainment .

"Davenport Lyons"

Eine Gruppe von Anwälten, die sogenannten "Davenport Lyons", hat die betreffenden Abmahnungen im Auftrag des Schweizer Anti-Piraterie-Unternehmens Logistep und mehreren Medienunternehmen wie CodeMasters oder auch dem deutschen Game-Produzenten Zuxxez/Topware verschickt. Die größten Schadensfälle gebe es bei den Computerspielen Dream Pinball 3D, Colin McRae Dirt und Call of Juarez. In einem Fall sei ein Betroffener, der nach wie vor seine Unschuld beteuert, bereits zwei Mal davongekommen, ohne Schadenersatz gezahlt zu haben, schreibt TorrentFreak. "Die Abmahnungen sind ein Teil des Auftrags an die Anwaltskanzlei. Werden die Schadenersatzforderungen nicht bezahlt, leiten die Anwälte ein Strafverfahren gegen die Uploader ein. Wir ziehen das bei jedem einzelnen durch", heißt es von Hassinger.

Kein Kavaliersdelikt

Die Massenabmahnungen beinhalten Forderungen in Höhe von 600 Pfund (755 Euro). Dabei wird bei Nicht-Zahlung mit Klage bei Gericht und strengeren Strafen gedroht. Darüber hinaus sei bei Zahlungsunfähigkeit die Beschlagnahmung der Häuser von Betroffenen angedroht worden, so TorrentFreak. "Der Streitwert bei einer Anklage wird vom Gericht festgelegt. Unser bisher höchster Fall hatte einen Streitwert von etwa 150.000 Euro. Dieser kann aber noch bedeutend höher liegen. Filesharing ist nicht länger ein Kavaliersdelikt", so Hassinger gegenüber pressetext.

Falsche Anschuldigungen

In vielen Fällen sei es den Betroffenen zufolge zu falschen Anschuldigungen gekommen. So seien sogar IP-Adressen von Druckern als Täter identifiziert worden, ohne dazu im Stande zu sein, die BitTorrent-Technologie zu nutzen. "Einige Leute haben die Zahlung einfach verweigert. Niemand von ihnen wurde angeklagt", behauptet TorrentFreak. Schätzungen zufolge seien nur 40 bis 50 Prozent der geforderten Schadenersatzaufforderungen bezahlt worden, wie Hassinger bestätigt. "Dabei existieren in Deutschland ungefähr 100 Mal so viele Raubkopien wie in Großbritannien, was rund 60 bis 70 Prozent der Raubkopien weltweit ausmacht", sagt Hassinger. Vornehmlich Anwälte wittern ein entsprechend großes Geschäft.(pte)