"ß" in groß: das Unicode-Provisorium

Grafik: Unicode.org/red

Düsseldorf/Berlin - Ein gewachsenes Spezifikum des deutschen Alphabets, das (in Schweizer Normen bereits ersatzlos gestrichene) "ß", gibt es nun auch als Großbuchstabe - erstmals verankert in den internationalen Zeichensätzen ISO-10646 und Unicode 5.1 mit der Bezeichnung 1E9E, bestätigte das Deutsche Institut für Normung (DIN) in Berlin auf Anfrage.

Ein Antrag der DIN-Vertreter, eine Norm für das große "ß" zu schaffen, hatte teilweise Erfolg. Relevanz könnte das neue Zeichen zuerst in behördlichen Dokumenten erhalten, etwa bei den Namenschreibweisen bei Personalausweisen (es soll deutsche Steuerzahler gegeben haben, die Forderungen des Finanzamts mit der Begründung eines Formfehlers - "ss" statt "ß" - verweigerten). Oder bei technischen Zeichnungen: Ist bei "MASSE" die "Masse" gemeint - oder sind es die "Maße"?

Die Rechtschreibregeln sind davon nicht betroffen. Sie sehen weiterhin vor, dass das "ß" - historisch eine Zusammenziehung (Ligatur) der Buchstaben "s" und "z" - in Großschreibweise als "SS" dargestellt wird; das eigentlich korrekte "SZ" bleibt ein Spleen einzelner.

Schrift-Designer haben bereits (und eher experimentell) für gängige Schrifttypen Versionen des großen Esszett entwickelt. Inzwischen sind auch bereits die ersten Tastaturtreiber auf dem Markt, die das große "ß" mit Hilfe einer Tastenkombination auftauchen lassen; eine allgemeinere Verbreitung wird freilich wohl noch länger dauern. (dpa/red)