Wien - Die Sorgen wegen der steigenden Inflation und dem Kaufkraftverlust nehmen zu und die Wachstumsindikatoren für 2009 zeigen nach unten. Im kommenden Jahr werde die Arbeitslosigkeit zunehmen, die privaten Investitionen zurückgehen und der private Konsum weiterhin schwach sein, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) anlässlich des Wirtschaftsparlaments, dem früheren Kammertag. Auch die Exporte würden 2009 weniger stark wachsen als heuer.

Experten prognostizieren einen Rückgang des Wirtschaftswachstums von heuer rund 2,5 Prozent auf etwa 1,5 Prozent im nächsten Jahr, sagte WKÖ-Präsident Christoph Leitl in der Aussendung. Um gegensteuern zu können, fordert Leitl von der Bundesregierung ein 5-Punkte-Programm. Unter anderem müsse zur Ankurbelung der Inlandsnachfrage die Wohnbauförderung neben dem Neubau auch auf die thermische Sanierung konzentriert werden.Des weiteren müsse die Regierung Maßnahmen gegen die Inflation und den daraus resultierenden Kaufkraftverlust ergreifen, so Leitl.

RFW und Grüne Wirtschaft ebenfalls besorgt

In das selbe Horn stoß der Ring Freiheitlicher Wirtschaftstreibender (RFW). Immer mehr Menschen fänden mit ihrem Einkommen nicht mehr das Auslangen, kritisierte Obmann Fritz Amann. Die Erhöhung der Pendlerpauschale sei nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Auch Industriesparten-Obmann Wolfgang Welser beklagte den Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation. Es sei daher dringend eine Anpassung der Steuertarife nötig.

Die Grüne Wirtschaft verlangte die Entwicklung eines "Masterplans" für den weitgehenden Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung. Die Forderung wurde mit der Explosion der Ölpreise infolge steigender Nachfrage und stagnierendem Angebot begründet.

Das höchste Organ der WKÖ hat in seiner Sitzung auch auch die Reform der Fachorganisationen beschlossen, die die Zahl der Fachvertretungen um 30 Prozent verringern wird. Von den bisher 128 österreichweiten Fachverbänden sollen 96 Vertretungen bestehen bleiben. Bisher waren 40 Prozent der Fachorganisationen defizitär. Mit der ersten, "großen" Etappe der Wirtschaftskammerreform ab 2000 wurden die Beiträge um rund 150 Mio. Euro pro Jahr gesenkt, die neue Reformetappe soll weniger Einsparungen, sondern mehr "Aktivbudgets" für die Inetressensvertretungen bringen.

Neue Schwerpunkte

Der stellvertretende Generalsekretär der WKÖ, Reinhold Mitterlehner, skizzierte vor dem Parlament die neue Schwerpunkte der interessenspolitischen Arbeit. Als "prägend für die nächste Zeit" bezeichnete Mitterlehner das Jugendausbildungspaket, das mit 1. Juli 2008 in Kraft tritt, und mit dem die Lehrlingsfinanzierung auf neue Füße gestellt wird.

WKÖ-Finanzchef Richard Schenz legte den Rechnungsabschluss 2007 vor. Um positiv bilanzieren zu können (+ 1,2 Mio. Euro), mussten Rücklagen aufgelöst werden. Der Betriebserfolg war mit 3,5 Mio. Euro im Minus. Was den Umbau des WKÖ-Gebäudes in Wien-Wieden betrifft, so sei die Kammer sowohl finanziell als auch zeitlich voll im Plan, erklärte Generalsekretärin anna Maria Hochhauser.

Beim Parlament kam auch die behinderte Unternehmerin Marianne Hengl zu Wort. Rund ein Prozent der heimischen Unternehmer - also rund 3.500 Personen - leben mit einer Behinderung. Künftig werde die WKÖ Menschen mit Behinderung verstärkt mit Ausbildungseinrichtungen unterstützen, kündigte Leitl an. (APA)