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Einstieghilfen wie diese sind für Rollstuhlfahrer eine Erleichterung auf Reisen.

Foto: APA/IRINA SCHEITZ
Wien - Ein Strandurlaub in Griechenland, eine Kreuzfahrt am Nil oder Ferien auf einem österreichischen Bio-Bauernhof. Für den Durchschnittsösterreicher ist Urlauben bloß eine Frage des Geldes, doch für Menschen mit körperlichen Behinderungen kann es eine echte Herausforderung darstellen. Vor allem Rollstuhlfahrer haben besondere Ansprüche an die Infrastruktur des Ferienortes: So kann der Urlaub bereits an der Höhe des Lichtschalters scheitern, erklärte Georg W. Freund, Rollstuhlfahrer und Leiter der Reiseagentur "Aktion gemeinsam Reisen" (AGR).

"Egal ob im In- oder Ausland, Behinderten wird das Reisen nicht leicht gemacht", erklärte der Wiener. "Oft mangelt es an der Infrastruktur, so gibt es zum Beispiel in vielen Hotels und Restaurants keine befahrbaren Toiletten." Doch genau die ist für Rollstuhlfahrer besonders wichtig: barrierefreie Zimmer und stufenloser Zugang zu den Räumlichkeiten, befahrbare Sanitäranlagen, die Höhe der Schalter von Licht und Klimaanlage sowie rollstuhltaugliche Betten.

Menschen mit Behinderungen
haben besondere Ansprüche


Reisen für körperlich Behinderte haben gut vorbereitet zu sein, denn "man kann sie nicht einfach wohin schicken und dann ihrem Schicksal überlassen", so Freund. In einigen Urlaubsorten und Städten, wie zum Beispiel in Lissabon gibt es sogar Agenturen, die sich auf Sightseeingtouren für Rollstuhlfahrer und gehbehinderte Personen spezialisiert haben. Ihr Service kann im Internet oder vor Ort gebucht werden.

Können sich Menschen mit Handicap aussuchen, wohin sie fahren, oder müssen sie nehmen was sie kriegen? "Teils, teils", fand Andreas Hanl von der Reiseinsel in Linz, die Behindertenreisen im Programm hat. "Das kommt auf das Land an. Amerika ist uneingeschränkt bereisbar, in Griechenland hingegen mangelt es an adäquaten Hotelzimmern." Auch auf die Region komme es an. So gibt es zum Beispiel in Italien ein Nord-Süd-Gefälle: Während man in Sizilien man kaum etwas findet, ist die Auswahl im Norden relativ groß.

Hotelangebote sind zufriedenstellend

In Städten gibt es laut Hanl ein zufriedenstellendes Angebot: "Der Großteil der internationalen Hotelketten bietet spezielle Zimmer für Menschen mit Handicaps." Einen Preisunterschied zwischen "normalen" und behindertentauglichen Zimmern gebe es nicht, so der Linzer Reiseexperte. "Allerdings", wendete Freund ein,"muss dementsprechend mehr gezahlt werden, wenn im Ort nur Vier- oder Fünf-Stern-Hotels über behindertenadäquate Zimmer verfügen. Denn dann gibt es keine Wahl zwischen einer billigeren oder teureren Unterkunft."

Um einen behindertengerechten Urlaub zu buchen, muss man sich aber nicht unbedingt an einen Spezialisten wenden. So haben alle Reisebüros, die den Veranstalter TUI führen, Zugriff auf eine interne Datei mit adäquaten Hotels in mehr als 32 Ländern. Laut Andrea Sieder von TUI befindet sich der Großteil dieser am Mittelmeer, aber auch in Jamaika, Kuba und in der Dominikanischen Republik. Österreichurlaube hat der Veranstalter ebenfalls im Angebot.

Auch Interessenverbände wie das österreichische Hilfswerk oder der Kriegsopfer- und Behindertenverband (KOBV) helfen Urlaubswilligen weiter. So können die Bezieher von Pflegegeld in den KOBV-Heime einige erholsame Wochen verbringen und erhalten vom Verband sogar einen Kostenzuschuss.

Problem Anreise

Ein Hotelzimmer ist für Menschen mit Handicap gleich gefunden. Umständlicher kann da schon die Anreise sein. Behindertengerechte Reisebusse gebe es laut Freund, doch die sind für Einzelpersonen einfach zu teuer, um sie zu chartern.

Bei den ÖBB gibt es spezielle Plätze für selbstfahrende Rollstühle, sowie eine Hebebühne als Einsteighilfe. Am angenehmsten reist es sich aber mit dem Flugzeug, wie die beiden Experten unisono erklärten. Denn "ab dem Check-in der Abflughalle bis zur Ankunftshalle des Flughafens werden Behinderte begleitet".

Der ideale Urlaub für einen Rollstuhlfahrer sieht für die beiden Reiseexperten Hanl und Freund unterschiedlich aus. Der Wiener favorisiert einen Urlaub mit Meer und Strand, während der Linzer eine Kreuzfahrt empfiehlt, denn "fast jedes Schiff verfügt über behindertengerechte Kabinen". (APA)