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Karrierestart in der Küche, ein Labor kam erst viel später: Kosmetik by Estée Lauder.

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Gut gecremt ist besser verkauft: Lauder war in ihren Geschäften stets präsent.

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Die Grande Dame der Kosmetik umgegeb von ihrem Sortiment.

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Estée Lauder blieb ihren Ansichten über Schönheit auch noch mit 84 Jahren treu.

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Hässliche Frauen gab es für sie nicht, "nur solche, die sich nicht um sich kümmern": Mit ihren Cremes, Pudern, Salben kämpfte Estée Lauder gegen diese Ignoranz. Denn "das Streben nach Schönheit" war für die Grande Dame der Kosmetik "eine Ehrensache." Sie selbst blieb ihrer Philosophie auch noch treu, als sie sich Mitte der 90er 87-jährig zur Ruhe setzte. Ein wenig Rouge und Lippenstift waren ihre ständigen Begleiter. Am 1. Juli wäre Lauder 100 Jahre alt geworden.

 

"Ich liebe mein Produkt", pflegte Lauder zu sagen. "Ich liebe es, in die Cremes hineinzugreifen, sie zu riechen, sie anzuschauen, sie mit mir zu tragen." Ihre Begeisterung muss ansteckend gewesen sein: Heute kontrolliert Lauders Kosmetikimperium fast die Hälfte des US-Marktes. Estée Lauder Companies beschäftigt rund 23.000 Mitarbeiter und vertreibt weltweit mehr als 9000 Kosmetikprodukte unter Markennamen wie Clinique, Aveda oder Aramis.

"Großes Geschäftsgenie"

Das "Time"-Magazine ehrte Estée Lauder als eines der "20 größten Geschäftsgenies" des 20. Jahrhunderts - Sie war die einzige Frau in dieser Liste. Als sie 2004 im Alter von 97 Jahren an einem Herz-Lungen-Versagen starb, wurde Lauder von Forbes als reichste Amerikanerin geführt.

Ihr Aufstieg in den Kosmetik-Olymp nahm - getreu den Idealvorstellungen vom "American Dream" - seinen Anfang unter sehr bescheidenen Umständen. Estée Lauder wurde als Josephine Esther Mentzer in New Yorker Stadtteil Queens geboren, wo der Vater ein kleines Saatgutgeschäft führte. Die Tochter ungarischer Migranten kokettierte mit den Mythen, die sich um ihre Wurzeln rankten: Sie gehöre einer europäischen Aristokratenfamilie, hieß es. Lauder dementierte nie.

Cremes für Schönheit, Cremes gegen Krätze

Schon in jungen Jahren trieb sie sich in der Küche ihres Onkels John Schotz herum. Dort kredenzte der Chemiker über dem Gasherd Salben und Cremen nach eigenen Rezepten, die nicht nur der Schönheit dienten: Auch Tinkturen gegen Krätze oder Läuse waren Teil der Produktpalette.

Lauder war davon fasziniert und versuchte, die Produkte an die Frau zu bringen. Da kaum Werbebudget vorhanden war, musste sie sich anders helfen: Sie füllte Cremes in kleine Tiegel, bestückte damit Drogerien und Friseure oder drückte sie einfach den Frauen auf der Straße in die Hand. Die Gratis-Probe war erfunden. Für Sackerl und Päckchen, die heute als Beigaben das Volumen diverser Lifestyle-Magazine anschwellen lassen, hat Estée Lauder die Weichen gestellt. Ihre Verkaufsstrategie funktionierte: "Parfüm ist wie die Liebe. Ein bisschen ist nie genug" - betört von der Probe verlangten die Kundinnen nach mehr.

Durchbruch mit dem "Tau der Jugend"

1946 gründete die Geschäftsfrau schließlich ihre eigene Firma. Der Durchbruch ließ allerdings noch auf sich warten: Er kam sieben Jahre später mit einem Badeöl: "Youth Dew" versprach ewige Jugend und wurde zum Verkaufschlager. Es folgten noch mehr Düfte, Öle und Cremen, Lauder zog mit ihren Produkten in einen jahrzehntelangen kosmetischen Kreuzzug gegen das Altern und hatte Erfolg.

Dabei war sie oft selbst in ihren Geschäften präsent um in ein Tiegelchen zu langen und den Inhalt auf das Handgelenk oder das Gesicht einer Kundin zu verteilen: "Für einen leichten Schimmer auf der Haut." So sehr sie sich um ihre Kundschaft bemühte, mit der Konkurrenz herrschte ein rauerer Umgangston: Charles Revson, den Begründer der Kosmetikmarke "Revlon" bezeichnete sie als ihren "unerbittlichen Erzfeind", Elizabeth Arden war nach Lauders Meinung "weder eine nette noch großzügige Frau", und auch wenn Helena Rubinstein wie eine Zarin ausgesehen haben mag: "Die Haut an ihrem Nacken war keineswegs perfekt." (red)