Hannes Gsellmann (Strametz & Partner), Sonja Koppensteiner (Raiffeisen-Zentralbank), Moderator Thomas Rottenberg (Der Standard), Julia Puckmayr (T-Systems Österreich) und Christian Eberherr (Rewe Group Austria) diskutierten bei der Trainee-Convention.

Foto: Standard/Regine Hendrich
Trainee-Programme, in denen junge Mitarbeiter innerhalb eines Unternehmens als künftige Führungskräfte aufgebaut werden, sind im Trend. Vergangene Woche gab es im Wiener Haus der Industrie die erste Trainee-Convention, in deren Rahmen Standard-Redakteur Thomas Rottenberg eine Podiumsdiskussion leitete.

Vorteil Vernetzung

Ein Riesenvorteil der Trainees sei deren gute Vernetzung im Betrieb, erklärte Sonja Koppensteiner, die bei der Raiffeisen-Zentralbank für die Trainee-Programme verantwortlich ist. Vorteilhaft sei aber nicht nur, "dass man viele Leute kennt", sondern auch, "dass man von ihnen lernen kann", wie Hannes Gsellmann, Managing-Director und Partner der Unternehmensberatung Strametz und Partner, ergänzte.

Christian Eberherr, Personalleiter der Rewe Group Austria, fing dort als Trainee an. Er hätte es zwar "auch ohne Trainee-Programm geschafft", hätte aber auf jeden Fall "weniger Leute kennengelernt und weniger erlebt". Am Anfang würden Trainee oft "auf ein hohes Ross gesetzt", berichtete Julia Puckmayr, die entsprechende Erfahrungen bei T-Systems Österreich sammelt. Genau diese Erwartungshaltung an die angehenden Führungskräfte könne aber zum persönlichen Problem werden. Etwa, so Eberherr, "wenn ein Nicht-Trainee einen Trainee überholt".

Flexibel sein

Die Orientierung im Unternehmen hänge oft von Erfahrungen im Studium oder vom Arbeitsklima in der Abteilung ab. Schwierig werde es für Trainees mit zu engen Zielvorstellungen: "Wenn jemand nur in eine einzige Abteilung will, kann es sein, dass er im Leeren hängt, wenn dort kein Platz ist", gab Koppensteiner zu bedenken. Die Plätze für Trainee-Ausbildungen seien so knapp wie begehrt. Doch auch diejenigen, die es in ein Programm schaffen, dürften keine Job-Garantie erwarten. Mit der entsprechenden Leistung, ordentlichem Benehmen und ausreichender Flexibilität stünden die Chancen aber recht gut. Gsellmann: "Man landet als Trainee nicht automatisch in einer Führungsetage. Die Leute müssen schon auch selbst etwas aus sich machen."

Selbstorganisation

"Eigeninitiative zu zeigen ist für einen Trainee äußerst wichtig", unterstrich Puckmayr, denn "niemand läuft dir mit interessanten Arbeiten nach." Und Gsellmann, ergänzend: "Der Karrierezug fährt nicht von selbst." Vor allem "Leute, die sich durch ein Universitätsstudium geschlagen haben, erwarten nicht, dass jemand sie an der Hand nimmt", meinte Eberherr an dieser Stelle. Die Selbstständigkeit, die so ein Studium fordere, sei zweifellos höher als jene, die innerhalb einer Fachhochschul-Ausbildung an den Tag gelegt werden müsse. Ob dennoch beide Abschlüsse als gleichwertige Voraussetzung für eine Trainee-Ausbildung zu sehen seien, wollte Moderator Rottenberg wissen. Dies deutlich bejahend, erklärte Eberherr, dass die bessere Selbstorganisation während der Zeit an der Universität ja nicht frei wählbar sei – er verwies damit auf die bekannt schlechte Situation an den Unis. FH-Absolventen seien dafür fähig, auf etwas zu fokussieren und Deadlines einzuhalten. Und das Selbstorganisationsdefizit der FH-Leute ist nach Koppensteiner durch ein Auslandssemester zu kompensieren. (Alexander Müller, DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.7.2008)