Wer gerne telefoniert, ist beim Finanzamt gut aufgehoben

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Wien - Der Name "Steuerausgleich" ist ein bisschen irreführend, klingt nach gerechtem Unentschieden zwischen Bürger und Behörde. Tatsächlich geht das Finanzamt beim Einkassieren stets früh in Führung (Einstufung), während sich Rückzahlungen in der regulären Spielzeit oft leider nicht mehr ausgehen. Bittstellerin Irene K. lässt uns an ihrem jüngsten Erlebnis mit dem Finanzamt Wien-Donaustadt teilhaben.

21. Mai 2008, 15.05 Uhr, Anruf beim Amt.

K: "Guten Tag, ich möchte gerne Auskunft zu meinem Steuerausgleich. Ich habe ihn persönlich bei Ihnen bereits im Jänner 2008 abgegeben und habe noch keinen Bescheid bekommen. Ich bin Alleinerzie..."

B1: "Sozialversicherungsnummer?"

K. gibt die Nummer durch.

B1: "Aha, das ist bei uns mit ersten Februar notiert. Jetzt arbeiten wir gerade den April auf. Des macht ma Kopfzerbrechen. Ich stell Sie durch."

K. wartet etwa acht Minuten in der gleichnamigen Schlange. Dann meldet sich eine mit Ärger belegte Frauenstimme.

B2: "Was hat ma Ihnen denn g'sagt?"

K: "Dass ich weiterverbunden werde."

B2: "Ihre Sozialversicherungsnummer?"

K. gibt sie durch und wartet. Das Tonband ist anständig genug, sie zu informieren, dass die Öffnungszeit des Finanzamts um 15.30 Uhr endet. Es ist 15.23 Uhr. Da eine doppelte Verbindung besser halten könnte, ruft K. das Finanzamt nun auch per Mobiltelefon an und erreicht mühelos die Warteschleife.

15.30 Uhr, Mobiltelefon: Die Stimme teilt ihr mit, dass der Anruf außerhalb der Öffnungszeit erfolgt ist. Per Festnetz wartet Irene K. noch bis 15.49. Dann gibt und legt sie auf.

Siebenter Versuch Wir überspringen fünf weitere Versuche und steigen am Mittwoch, 28. 5. ein:

K.: "Guten Tag, ich möchte gerne wissen, was mit meinem Steuerausgleich passiert ist."

B3: "Ihre Sozialversicherungsnummer?"

K. teilt sie gerne mit. Sie wird durchgestellt.

K: "Ich habe schon mehrmals angerufen und will bitte nicht wieder in die Warteschleife zurückgestellt werden. Ich möchte wissen, was mit meinen Steuerausgleich geschehen ist, den ich (...)."

B4 ( Frau S.): "Der ist bei uns eingetragen mit ersten Februar."

K.: "Ja richtig. Warum dauert das so lange?"

B4: "Der ist verlorengegangen."

K: "Wie bitte?"

Frau S: Der ist leider verlorengegangen. Füllen S' ihn bitte noch einmal aus und bringen S' ihn zu mir."

K: "Ich bin gerade umgezogen, ich habe alle Papiere in Schachteln im Keller stehen. Der Steuerausgleich muss doch da sein. Warum hat mich niemand verständigt?"

Frau S: "Ich kann ihnen nur das Angebot machen, dass Sie ihn noch einmal ausfüllen und herbringen."

K: " Bitte, ich bin doch extra gekommen und habe ihn abgegeben, da wurde ein Stempel draufgegeben. Der muss doch da sein!"

Frau S: "Ich kann auch nichts dafür, wenn meine Kollegen so schlampert sind. Da arbeiten 1000 Leute!"

K: "Würden Sie mich bitte zu Ihrem Vorgesetzten verbinden. Vielleicht kann er in Auftrag geben, dass das Dokument gesucht wird. Das muss ja da sein."

Frau S: "Sicher, seine Durchwahl ist 3212."

K: "Könnten Sie mich verbinden?"

Frau S.: "Sicher." (Pause.) "Ist besetzt. Müssen S' später noch einmal probieren."

Zehn Minuten später ruft K. an.

K: "Guten Tag, spreche ich mit (...)"

B5: "Augenblick, ich verbinde."

Frau S.: "Ah, guten Tag!"

K: "Ich wollte eigentlich mit Ihrem Vorgesetzten sprechen."

Frau S.: "Der hat das Telefon abgedreht.

K: "Aha. Wann dreht er es wieder auf?"

Frau S.: "Ich habe gerade erfahren, dass er bei einer Dienstbesprechung ist."

K: "Wann ist denn die Dienstbesprechung aus?"

Frau S.: "Das kann schon ein paar Stunden dauern, sicher den halben Vormittag. Die haben gerade erst angefangen." (DER STANDARD Printausgabe, 8.7.2008)