Die ersten größeren Demonstrationen nach Kriegsende fanden 1961 statt: Anlass dafür war die Einschränkung des Bildungsbudgets unter dem damaligen Bildungsminister Heinrich Drimmel. In Graz wurden Straßenbahnlinien lahm gelegt, Festnahmen waren die Folge. Einen direkten Erfolg konnten die DemonstrantInnen nicht verzeichnen.

  • 1963 spitzte sich die Lage in Graz abermals zu: Die ÖH stellte sich auf die Seite von Prüflingen, als man mit Hilfe komplizierter chemischer Labor-Aufgaben die Zahl der Pharmazie-StudentInnen reduzieren wollte. Tagelang wurde das Institut bestreikt, die Professoren lenkten schließlich ein.

  • 1968 kam es schließlich zu "der" StudentInnenrevolte des 20. Jahrhunderts. Obwohl deren Intensität in Österreich mit der in Deutschland nicht zu vergleichen war, gab es doch auch hierzulande einige markante Ereignisse: In Graz, wo neben den vehementen Protesten gegen den Vietnam-Krieg auch tagelange "Sit-Ins" - friedvolle Besetzungen und Diskussionen - abgehalten wurden, legten die StudentInnen den gesamten Verkehr der Innenstadt lahm, um Freifahrten auf den öffentlichen Linien zu erzwingen.

  • Am 1. Mai 1968 störten radikale StudentInnen die Maifeiern der SPÖ auf der Wiener Ringstraße. Ein von Gewalt begleiteter Polizeieinsatz war die Folge.

    Schreiduelle im Audi Max

    Von Bedeutung war auch die Besetzung des "Audi Max" der Uni Wien: Dort kam es zu Schreiduellen mit dem damaligen Unterrichtsminister Piffl-Percevic. Die studentischen KritikerInnen wurden von Silvio Lehmann angeführt, einem der heutigen Initiatoren des Republikanischen Klubs.

    Besonderen Einfluss hatte die 68er-Bewegung auch auf die österreichische Kunstszene: Als StudentInnen und KünstlerInnen, darunter Oswald Wiener und Günter Brus, in einem Hörsaal ihre Notdurft verrichteten, kam es zum Aufschrei in der Boulevard-Presse und zu einem Gerichtsverfahren.

  • Zwischen 1970 und 1980 gab es nur kleinere Demonstrationen. Erwähnenswert in dieser Zeit ist die Abschaffung der Hochschultaxen 1972 für österreichische StaatsbürgerInnen und StudentInnen aus Entwicklungsländern.

  • Viele StudentInnen begannen bald, sich der aufstrebenden Grünbewegung anzuschließen - sie beteiligten sich 1978 an der "Anti Zwentendorf-Kampagne" und 1984 an der Besetzung der Hainburger Au.

  • Zu Großdemonstrationen und Streiks kam es 1987 gegen das damalige Belastungspaket der Regierung: Die Maßnahmen wurden zwar zunächst nicht zurückgenommen, jedoch so ausgehöhlt, dass allein der bürokratische Aufwand dafür sie nicht mehr lohnte. Schließlich gab es die Familienbeihilfe doch wieder bis 27.

  • Die machtvollste StudentInnendemo seit 1968 fand 1996 statt: Unter der Führung der ÖH-Vorsitzenden Agnes Berlakovich wurde heftig gegen das Sparpaket der damaligen rot-schwarzen Regierung protestiert. Zwischen 30.000 und 40.000 StudentInnen, SchülerInnen und Lehrende demonstrierten u.a. gegen eine Bindung der Beihilfen an Leistungsnachweis und Studienwechsel, Wegfall der Pensionsanrechnung und Kürzungen beim Mittelbau. Erfolge gab es nur beim Mittelbau - die StudentInnen gingen leer aus.

  • Für 11. Oktober 2000 hat die Österreichische Hochschülerschaft nun wieder eine Großdemo in Wien angekündigt - diesmal gegen die von der Koalition am 19. September beschlossene Einführung der Studiengebühren mit Herbst 2001. Kleinere Demonstrationen gab es vergangene Woche bereits in Wien, Salzburg, Graz und Innsbruck. (DER UNISTANDARD Print-Ausgabe, 3. 10. 2000)