Wien - EKIS boomt. Das Elektronische Kriminalpolizeiliche Informationssystem, im vergangen Jahr wegen der "Datenklau"-Affäre zu Gunsten von Detekteien und der Verurteilung von zwei Kriminalbeamten des Innenministeriums sowie nun durch das Kleindienst-Buch als "Großer Bruder" ins Gerede gekommen, ist sozusagen ein riesiger Aktenkoffer der Exekutive. 1999 wurden in die elektronische Datenbank, deren Vorläufer schon in den sechziger Jahren in Wien aus der "Taufe" gehoben wurde, fast 8,4 Millionen Daten neu eingespeichert, verändert oder gelöscht und 51,1 Millionen Anfragen registiert. Im EKIS enthalten sind unter anderem KfZ-Zulassungen, Strafregister sowie Personen-, Sachen- und Kulturgutfahndung. Die Zahl der Anfragen hat sich im Lauf der Zeit enorm erhöht. Für 1979 weist eine Aufstellung des Innenministeriums 3,2 Millionen aus, 1993 waren es 11,3 Millionen, 1996 schon 18,4 und 1997 - nicht zuletzt wegen der verstärkten Grenzkontrollen - 32,2 Millionen. EKIS- Grundausrüstung der Exekutive EKIS gehört zur Grundausrüstung der Exekutive, was aber nicht bedeutet, dass jeder Beamte Zugriff auf alle Daten hat. Vielmehr spielt es sich - gesetzlich geregelt - etwa so ab: Der Gendarm, der auf der Landstraße eine Kfz-Routine-Kontrolle durchführt und einen Lenker ohne Zulassungsschein "erwischt" und einen Diebstahl vermutet, kann über Funk erfragen, auf wen der Wagen zugelassen ist. Abblitzen würde er mit dem Ansinnen, sich gleich nach eventuellen Vorstrafen des Lenkers zu erkundigen. Derartige Anfragen sind nur jenen Stellen erlaubt, die Strafregisterauszüge erstellen oder Beamten, die auf "höherer Ebene" ermitteln. Um Daten-Missbrauch zu verhindern, gibt es prinzipiell zwei Kontroll-Mechanismen: Die Dienstaufsicht - der Vorgesetzte verhindert, dass ohne gerechtfertigten Grund im EKIS "gestöbert" wird - und einen Zufallsgenerator, der Kontrollen gewisser Stellen "befiehlt". Der Effizienz der Kontrollen sind sozusagen natürliche Grenzen gesetzt: 51,1 Millionen Anfragen pro Jahr bedeuten statistisch gesehen etwa 140.000 pro Tag und 97 in der Minute. Diese gesamte Menge zu überwachen, ist praktisch unmöglich. Denn dazu bedürfte es eines noch "größeren Bruders". (APA)