Wien - Nein, im Keller des Wiener Museums für Angewandte Kunst (MAK) liegen keine Leichen. Aber Leichensäcke, das schon. Doch die sechzig Behältnisse aus knallorangenem PVC, die der aus Südafrika stammende Künstler Kendell Geers an die Wände der im Kellergeschoss des Museums befindlichen MAK-Galerie gehängt hat, sind leer. Wer in ihnen zu liegen kommt, so erläutert Geers, befindet sich in einem Zwischenstadium, zwar schon gestorben, aber nicht offiziell für tot erklärt. Die Reißverschlüsse sind dennoch nicht von innen zu öffnen. Als Design- und Ausstellungsobjekte entfalten die Bodybags durchaus ihren Reiz, lassen vielfältige Assoziationen zu, die wirkliche Spannung erfährt die Installation mit dem Titel "Song of the Pig" aber durch das Zusatzwissen über ihre normale Funktion. Schließlich prägten in Südafrika Leichen lange auch den Alltag in der politischen Auseinandersetzung. Geers sieht sich als politischer Künstler und versteht die hier gezeigte Arbeit auch als Statement zur heutigen Situation in Österreich - nicht als drohendes Zukunftsszenario, sondern als Reflexion über Vergänglichkeit, Körperlichkeit und Fragilität. "Ein Szenario, das beim Betrachter einen Adrenalinschub auslöst, eine ästhetische Erfahrung, die einen an einen anderen Ort der Erkenntnis versetzt", beurteilt Okwui Enwezor, der Leiter der Documenta XI in Kassel das Werk Geers. Und Peter Noever, der Direktor des MAK, freute sich bei der Presseführung darüber, dass Geers' Schau nicht unter jenen ist, die das MAK wegen der Budgetkürzungen absagen oder verschieben musste. (APA)