Im September 2001 wird im Wiener Museumsquartier der Neubau des Museums moderner Kunst eröffnet. Lóránd Hegyi will dort ein Ausstellungskonzept verwirklichen, das ohne große Sonderschauen auskommen soll. Er bleibt zunächst bis September 2002 Direktor.
Markus Mittringer berichtet.
Wien - Direktor Lóránd Hegyi hat in seinem neuen Haus - "Museen sind immer zu klein" - erstmals die Möglichkeit, sämtliche Sammlungsschwerpunkte des Museums moderner Kunst (MMK) geschlossen zu präsentieren und damit auch seine Ankäufe der letzten zehn Jahre im Kontext des Kernbestandes vorzustellen. Die österreichische Ludwig Stiftung und die Sammlung Hahn bilden eine kohärente Sammlung der 60er- und 70er-Jahre. Hegyi hat diesen Kernbestand gezielt ergänzt und mit Objektkunst der 80er- und 90er- Jahre an die Gegenwart herangeführt. Dazu kam die Integration der Kunst der mittelosteuropäischen Peripherien. "Die waren aus dem Kulturbewusstsein des Westens verschwunden. Jedes Haus hat seine eigene Geschichte, sein historisch determiniertes Umfeld. Wien liegt nicht in der Schweiz und nicht in den USA. Es ist situiert in dieser geopolitischen Umgebung. Daraus ergibt sich logisch ein eigenständiges Profil." "Kleinere präzise Interventionen" Die Sammlung rückt im Neubau in den Vordergrund. Zeitlich an das benachbarte Leopold Museum anknüpfend, installiert Hegyi einen historisch chronologischen Ablauf, beginnend mit den Arbeiten der Klassischen Moderne in der ersten Etage bis zur Gegenwart im obersten Stockwerk. Innerhalb dieser Chronologie werden monographische "Inseln" "paradigmatische" Künstlerpersönlichkeiten der "Postmovement"-Ära der 80er und 90er (Franz West, Bertrand Lavier, Tony Cragg) hervorheben. Große Sonderschauen wird es kaum geben. Stattdessen "kleinere präzise Interventionen in die permanente Sammlung, um diese im Dialog mit aktuellen Tendenzen oder historischen Materialien aus anderen Sammlungen zu halten." In diesem Konzept einer historischen Struktur, die durch zeitlich begrenzte Eingriffe immer wieder neu diskutiert werden soll, sieht Hegyi eines der Argumente gegen die geplante "Ausgliederung" seines Hauses. "Ich kann nicht im Gefängnis der großen Namen arbeiten, wenn ich ein Thema/Problem aufgreifen will. Ich brauche geeignete Kunstwerke, nicht eine modische Namensliste." Personalmäßig werde es zu einem Abbau kommen. Und: "Die Proportionen der Abteilungen werden andere sein. Marketing gewinnt, alle anderen werden verlieren." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5. 10. 2000)