Wien - Die Bundeshauptstadt als Wirtschaftsstandort ist eines der "Oktoberthemen" der ÖVP-Wien. Deswegen nahmen Vizebürgermeister Bernhard Görg und Kulturstadtrat Peter Marboe am Montag die Kultur als Standortfaktor unter die Lupe. Diese spiele neben anderen "weichen" Faktoren wie Lebensqualität oder Umweltsituation eine immer bedeutendere Rolle im Wettbewerb der Stadtregionen. "Mehr als 90 Prozent der Wien-Besucher geben an, dass sie sehr am Wiener Kulturgeschehen interessiert sind", so Marboe. Darüber hinaus würden mehr als die Hälfte der Tagestouristen ihren Besuch primär für kulturelle Aktivitäten nutzen. Diese brächten wiederum Zusatzausgaben mit sich. "Jeder Schilling für die Kultur ist auch mindestens ein Schilling für die Wiener Wirtschaft", betonte Marboe und erörterte die Umwegrentabilität des Kunst- und Kulturbetriebes auch gleich an Fallbeispielen. So stehe der Subvention von 90 Millionen Schilling für die Wiener Festwochen eine Wirtschaftsleistung von 209 Millionen Schilling gegenüber. Jeder eingesetzte Schilling bringe hier laut einer Integral-Studie also 2,3 Schilling, im Fall des Wiener Film-Fonds 3,4 Schilling. Cultural Industries In New York sei der Kulturbereich von der Wertschöpfung her bereits "der zweitgrößte Wirtschaftsfaktor nach der Wall Street", auch in Wien wachse die Bedeutung der "Cultural Industries". Die Kreativwirtschaft, also Verlagswesen, Musikindustrie, Medien, Film- und Telekommunikationswesen, wachse doppelt so schnell wie andere Wirtschaftsbereiche und zähle in Österreich bereits 11.000 Unternehmen mit rund 110.000 Beschäftigten. Weiters verwies Marboe auf die zunehmende Bedeutung von privatem Kultursponsoring. Er forderte in diesem Zusammenhang die Steuerabzugsfähigkeit des Kultursponsorings auch für Einzelpersonen. "Gerade auch das Experimentelle zu fördern ist die Aufgabe der Kulturpolitik", so der Kulturstadtrat. Die Bedeutung des Standortfaktors Kultur soll nun in einer groß angelegten Studie untersucht werden. (tapa/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 10. 2000)