Österreichs Wirtschaft ist bereits jetzt sehr stark auf Frauen und ausländische Arbeitskräfte angewiesen. Ohne sie wäre es schon jetzt nicht möglich, alle neu entstehenden Jobs zu besetzen. Das stellte die Wirtschaftsforscherin Gudrun Biffl erst kürzlich anhand von Zahlen fest. Ohne Frauen wäre der Arbeitskräftemangel, den es in manchen Bereichen schon gibt, noch größer. Alle ExpertInnen sind sich einig: In einigen Jahren steuert Österreich auf eine akute Knappheit an Arbeitskräften zu, die ohne Frauen und AusländerInnen nicht beseitigt werden kann. Es liegt auf der Hand, dass ein Land ohne die nötigen Fachkräfte wirtschaftlich nicht weiter blühen und gedeihen kann. Daraus ergibt sich: Österreich braucht Frauen und AusländerInnen wie einen Bissen Brot. Und eine verantwortungsbewußte Regierung müsste alles versuchen, um alle vorhandenen Reserven zu mobilisieren. Erschwerte Rückkehr in den Beruf Statt dessen wettert der blaue Koalitionspartner offen gegen eine klitzekleine Erhöhung der Ausländerquote - was sind schon 1.500 Menschen bei 8.000.000 EinwohnerInnen? Und der freiheitliche Klubomann Peter Westenthaler sagt unverhohlen, seine Partei sehe es als gesellschaftspolitische Aufgabe an, dafür zu sorgen, dass die Mütter daheim bei ihren Kindern bleiben können. Dementieren kann Westenthaler diese Aussage nicht mehr: Er hat diesen Satz höchstpersönlich beim Chat im "derStandard.at" diktiert. Darauf also läuft der Kinderbetreuungsscheck hinaus, den die schwarz-blaue Koalition ja auf Biegen und Brechen einführen will, koste er was er wolle. Dazu passen auch auch die Aussagen der freiheitlichen Sicherheitssprecherin Helene Partik Pablè, die ÖsterreicherInnen sollen mehr Kinder kriegen. (Dass die Geburten seit heuer wieder steigen - ganz ohne Kinderscheck- hat die blaue Politikerin glatt übersehen.) Abgesehen davon, dass es keinen Beweis dafür gibt, ob ein Kindergeld tatsächlich die Kraft der Lenden stärken wird, setzen die schwarz-blauen RegentInnen weitere Taten, um Frauen die Rückkehr in den Beruf zu erschweren: Wirtschaftsminister Martin Bartenstein will künftig verbieten, dass Frauen und Männer nach der Karenzzeit einen Bildungsurlaub machen können. Damit gibt er karenzierten Eltern weniger Chancen, sich für die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt fit zu machen. Jetzt können Karenzmütter und die wenigen Karenzväter nach eineinhalb Jahren Karenz ein halbes Jahr Bildungsurlaub anhängen. In dieser Zeit bekommen sie vom Arbeitsmarktservice (AMS) monatlich genau jene 5650 Schilling wie während der Karenz. Die Betroffenen müssen allerdings einen Kurs oder eine sonstige Weiterbildungsmassnahme nachweisen. Ausserdem muss diese Fortbildungsmaßnahme mit dem/der ArbeitgeberIn vereinbart sein. "Blumenbinderkurse" Bartenstein will diese Möglichkeit nun streichen. Das Argument des Ministers: Es würden meist nur Alibikurse - "Blumenbinderkurse" - besucht, die angehängte Bildungskarenz sei nur eine Verlängerung der Karenzzeit. Daher Schluß damit. Bart ab. Statt diese Regelung zu verbessern und zum Beispiel höhere Anforderungen an die Kurse zu stellen, kippt sie Bartenstein gleich zur Gänze Das eingesparte Geld will er für Weiterbildungskurse jener Mütter und Väter verwenden, die nach Ende der Karenzzeit keinen Job ergattern und arbeitslos sind. So schaut das also aus: Statt wie bisher die Entscheidung über Fortbildungskurse den ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen zu überlassen und v o r der Rückkehr in den Beruf für eine Qualifizierung zu sorgen, will der schwarze Minister zuwarten, bis die Frauen arbeitslos sind und ihnen erst dann einen Kurs vom Arbeitsmarktservice anbieten lassen. Ein leichtsinniger Umgang mit ohnehin knappen Ressourcen. Und eine schöne Bevormundung der Frauen und Firmen. Und das noch dazu von einem Minister, dessen Partei sonst immer mehr Privat und weniger Staat predigt.