Eine tappsig kindliche Kaiserin in ihrem Schloss, draußen zuerst mal lange nichts und mittendrin ein Krieger, dem außer Schild und Panzer und einem stechenden Blick kein Utensil zum Überleben geblieben ist. Mikrokosmen überall, die Psychatrie, die Kaschemme, in der der Krieger (Benno Fürmann) und sein Bruder (Joachim Król) leben und dieses mysteriöse verträumte Haus am Meer zu Beginn. Die Welt ist Tom Tykwer egal. Er zeigt nur, was sie aus seinen Figuren gemacht hat, bevor sie sich ihren eigenen Kosmos geschaffen haben. Dieser Kosmos ist es, für den sich Tykwer interessiert. Netze, Assoziationen, Bilder und schicksalhaften Begegnungen, in einem Feuerwerk entfaltet der Regiesseur, was sein Handwerk ihm bietet. Man hört die erstaunten "Ohh"-Rufe, manch einem entrückt das Gesicht und manchmal - knallt es einfach zu laut. Der Krieger ist wieder mal auf der Flucht, die Kaiserin, mit einem blinden Freund an ihrer Seite, auf der Suche, - zwei gefangene Seelen finden sich schicksalhaft, zufällig auf der Straße. Er, grade noch laufend vor einem knallroten LKW, sie, kurz darauf, darunter. Er rettet ihr Leben und sie seine Seele. Bis sie jedoch erlöst werden, bis die vorbestimmt Liebe zu greifen beginnt, dauert es. Die ungewöhnliche Liebesgeschichte birst vor inszenatorischen Einfällen und Kameraaktionen, die Frank Griebes großartiges Können erneut eindrucksvoll unter Beweis stellen. Und (und dieses Und ist kein Aber) immer wieder bricht der Gesamtrhythmus, der Film verlangt dem Publikum Flexibilität ab. Die DarstellerInnen selbst, vor allem Franka Potente und Joachim Krol, sind bemerkenswert ob Ihrer Authentizität. Król überzeugt als Bruder des Kriegers und Franka Potente in ihrer enervierenden Weltfremdheit und kindlichen Sturheit. Viel Wasser läuft des Kriegers Wangen entlang, bis die beiden eintauchen in Ihren gewählten Mikrokosmos, das Ende der Welt. (cs) Ab 20. 10. 2000 östereichweit im Kino.