Fragen Sie doch einmal ein paar Männer aus Ihrer Umgebung, ob sie sich daheim und am Arbeitsplatz partnerschaftlich verhalten. Und dann fragen Sie deren Gefährtinnen und Arbeitskolleginnen. Alles klar? Genau deswegen sollte das Frauenministerium weiblich besetzt sein. Männer haben eine völlig andere Wahrnehmung als Frauen: "Ist eh alles okay", "keppelt nicht dauernd", "besprecht das halt in eurem Frauennetzwerk, hoho". Wo Frauen bildungsmäßig aufholen und selbstbewusster auftreten, schließen sich mancherorts Männer sogar wieder fester zusammen, weil sie ihre Machtpositionen gefährdet sehen. "Beruhigenderweise" haben Frauen ja eine recht feste Fußangel: Kinder. Das ist Hinderungsgrund Nummer eins für den Aufstieg, weil daheim eben noch längst nicht "halbe-halbe" praktiziert wird, wie es die seinerzeitige Frauenministerin Helga Konrad forderte. Von den Niederungen des Alltags haben (noch dazu kinderlose!) Karrieremänner wie Herbert Haupt, denen in der Regel der Haushaltskram vom Leib gehalten wird, überhaupt keine Ahnung. Trotz unbestreitbarer Erfolge der letzten Jahrzehnte gibt es noch zahlreiche andere frauenspezifische Probleme: Gewalt, Armut, mangelnde pensionsrechtliche Absicherung, schwerer werdende Vereinbarkeit von Beruf und Kindern. Schließlich hat genau jene Wirtschaft, die jetzt über Arbeitskräftemangel klagt, kaum für familiengerechte Jobs gesorgt. Kein Wunder, wenn Frauen spätestens nach dem ersten Kind kapitulieren und weitere Kinderwünsche aufgeben. Vielen Managern und Politikern ist das mangels eigener Erfahrung nicht bewusst. Sicher, die Beamtinnen im Ressort werden das dem Herrn Haupt schon erklären. Wenn er überhaupt bereit ist, sich darauf einzulassen. (Martina Salomon, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25./26. Oktober 2000)