Karriere
Wirtschaftsbeziehung im Netz
Mitarbeiterschulung und Sozialkompetenz als Bedingung für die Arbeit im Netzwerk
"Ein Netzwerk funktioniert
nur, wenn alle Partizipienten
seinen knallharten Zweck
strikt verfolgen. Für jeden
gleichberechtigten Netzwerk-Teilnehmer muss eine Win-win-Situation herausschauen." Elgar Fleisch,
Vizedirektor des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen umriss bei einem Vortrag beim Verein "Forum Personal" an der Linzer
Universität die wichtigsten
Voraussetzungen für die Wirtschaft als Netzwerkbeziehung. Das "Netzwerk per se"
sei egal, bar jeglicher Kontrollinstanzen und werde je
nach Aufgabenstellung und
Marktsituation gegründet.
In der Praxis werkt Fleisch
selbst im Network - mit seinem Beratungsunternehmen,
der Schweizer Intellion AG.
Die neuen Informationstechnologien ermöglichen eine neue Qualität der zwischenbetrieblichen Vernetzung. Für Fleisch beschleunigt sich damit, die "Neuaufteilung der Wirtschaft": Vertikal integrierte Unternehmen
reduzieren ihre Aufgaben,
leisten nur mehr das, was sie
als ihre Kernkompetenz sehen. Alles andere kommt von
Netzwerkpartnern. Die Textilketten Zara (Spanien) und
Land’s End (England) hält
Fleisch für perfekte Beispiele:
"Die haben es sogar geschafft,
den Kunden selbst ins Netzwerk zu holen."
Netzwerke gibt es innerbetrieblich in fast jedem Unternehmen, etwa als Profit-Center. Darüber hinaus gehen
Firmen innerhalb eines Konzerns "stabile" Netzwerke ein
- Finanz-, Rechts- und Marketingabteilungen arbeiten als
"shared services" aber für alle.
Das "dynamische" Netzwerk
besteht nur auf Zeit und stellt
für Elgar Fleisch das "echte
virtuelle Unternehmen im E-Business" dar.
Zerbricht ein Netzwerk, empfiehlt der gebürtige Vorarlberger ein anderes Unternehmen ins Netzwerk-Boot zu
holen und rasch den "Partnertausch" zu vollziehen, um weiterarbeiten zu können.
Große Anforderungen sieht der Netzwerk-Spezialist auf
Personalchefs zukommen. Ihnen obliege es künftig, Mitarbeiter "netzwerkfähig" zu machen. Sozialkompetenz werde wichtiger denn je, um im
Netzwerk arbeiten zu können.
Der Mensch sei überhaupt das
Wichtigste - nicht die Informationstechnologie. Und wer
glaube, ein Netzwerk einzugehen könne an die "EDV-Abteilung delegiert werden", der
begeht dabei laut Fleisch eine
"Todsünde". (Andrea Waldbrunner) (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.10.2000)