Die Vertriebseinstellung für die Abtreibungspille Mifegyne löste in Österreich viele Reaktionen aus. Dass es in dieser Diskussion mehrere Aspekte zu berücksichtigen gilt, gibt Sylvia Groth M.A., Geschäftsführerin des Frauengesundheitszentrums Graz , zu bedenken: "Zwischen den Fronten, hier selbsternannte Lebensschützer, dort Befürworterinnen der Abtreibungsregelung und der Abtreibungspille, gibt es eine dritte Meinung. Der Schwangerschaftsabbruch mit Mifegyne und Prostaglandin ist nicht die schonendere und gefahrlosere Methode. Probleme dieser chemischen Methode sind Wechselwirkungen der Medikamente, Übelkeit, Erbrechen und Krämpfe, das ganze zieht sich über drei Tage hin. Das heißt nicht, daß wir nicht die Wahlfreiheit der Frau über ihren Körper und ihr Leben unterstützen. Aber nur weil die Abtreibungsgegner gegen diese Pille sind, sind Frauen, die die jetzige gesetzliche Regelung unterstützen, doch nicht einfach für diese Methode. Eine wirklich sachliche Abwägung zwischen Abtreibungspille und chirurgischem Eingriff ist erforderlich. Auf die vielfältigen Probleme, die die Abtreibungspille aus wissenschaftlicher Sicht hervorruft, wies schon Renate Klein u.a. in dem Buch 'Die Abtreibungspille, Konkret Literatur Verlag, Hamburg 1992' hin. Ihre Fakten und Argumente sind höchst aktuell." Aufruf zur Debatte "Deshalb ist eine Debatte notwendig. Aber nicht an den alten Fronten, sondern mit der Frage: Ist die Abtreibungspille, nur weil sie eine Pille ist, ist harmloser? Nein! Lifestyle Pillen suggerieren dies zwar, aber mit diesem Gemisch von zwei Hormonen wird in den Körper der Frau eben chemisch eingegriffen. Ein Verfahren, das eine strikte ärztliche Aufsicht erfordert, nur in Kliniken erhältlich ist, Risiken und Komplikationen birgt, wird Frauen auf dem Weg zur sexuellen und reproduktiven Selbstbestimmung nicht wirklich voranbringen. Die Pille ist zudem nur in einer relativ kurzen Zeitspanne wirksam und unzuverlässiger als das chirurgische Verfahren. Lassen wir uns also auch nicht einreden, daß dies schonender sei. Die Abtreibungspille (hat) zwar die Wahlmöglichkeiten von Frauen erhöhen. Doch für eine informierte Entscheidungsfindung brauchen Frauen umfassende, pharmaindustrieunabhängige Informationen, die ein persönliches Abwägen zwischen beiden Verfahren tatsächlich ermöglichen. Vor allen Dingen brauchen Frauen den Zugang zu Einrichtungen, die die Schwangerschaftsabbrüche auf die eine oder andere Art durchführen."