Inland
Wiener Gebietskrankenkasse fordert "moderate Beitragserhöhung"
ÖGB und WGKK gegen Ambulanzgebühr
Wien - Der Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), Franz Bittner, fordert eine Erhöhung der
Sozialversicherungsbeiträge. Zwar seien zuvor auch Strukturreformen durchzuführen meinte Bittner Montag Mittag bei einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit dem Vorsitzenden der ARGE ÄrztInnen im ÖGB, Georg Gaul. "Am Schluss wird man um eine moderate
Beitragserhöhung aber nicht herumkommen, wenn man das System in dieser Güte erhalten möchte", sagte Bittner.
Prinzipiell habe das österreichische Gesundheitssystem kein Einnahmen- sondern ein Ausgabenproblem, verwies Bittner auf geringe
Einnahmenssteigerungen der vergangenen Jahre. So sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 1993 bis 1999 um 27,3 Prozent und die
Ausgaben der WGKK um 25,6 Prozent gewachsen. Die Einnahmen hätten dagegen aber lediglich um 18,8 Prozent zugelegt. Die ab 2001
anstehende Ambulanzgebühr bezeichnete Bittner als "ökonomische Trottelei". Sie würde der WGKK ab 2002 Mehrkosten von bis zu 250
Mill. S verursachen.
"Chaotische Situation" droht durch Ambulanzgebühr
Auch Gaul sprach sich entschieden gegen die Ambulanzgebühr aus. Hier drohe eine "chaotische Situation", da weder Ärzte noch Patienten
wüßten, "wie das vonstatten gehen soll". Die niedergelassenen Ärzte seien völlig unvorbereitet auf den Ansturm der Ambulanzpatienten und
von der technischen Ausstattung her, teilweise nicht in der Lage, dieselbe Behandlungsqualität zu bieten, wie die Ambulanzen.
Gaul und Bittner fordern einen bundesweiten Krankenanstaltenplan "ohne Rücksichtnahme auf föderale und kommunale Strukturen".
Außerdem kann sich Bittner etwa die Zweckbindung eines Teils der Tabak- und Alkoholsteuer für das Gesundheitssystem vorstellen.
Keinesfalls antasten möchte Bittner die Pflichtversicherung: Es sei für eine private Krankenversicherung unmöglich, jedem Versicherten
unabhängig von der Beitragshöhe, den selben umfangreichen Versicherungsschutz zu bieten. Bestes Beispiel seien die USA, die mit
Gesundheitskosten von 14 Prozent des BIP lediglich 60 Prozent der Bevölkerung erreichen, während Österreich mit knapp über acht Prozent
des BIP 99 Prozent der Einwohner erreiche.
Die Vorsitzende der ÖGB-Fachgruppenvereinigung Gesundheitsberufe, Monika Mauerhofer, verwies bei der Pressekonferenz auf die
verstärkte Heranziehung von Leihpersonal zur Krankenpflege. Von Agenturen vermittelte Pflegekräfte müßten häufig Doppelschichten
absolvieren. Dies sei sowohl für die Betroffenen als auch für die Patienten untragbar, so Mauerhofer: "Die Qualität der Pflege ist nicht mehr
gesichert." (APA)