New York - Walt Disneys "Dinosaurier" ist nicht nur der teuerste Zeichentrickfilm aller Zeiten, sondern durch seine neuen Technologien auch natürlicher als alles, was das Genre bis jetzt auf die Beine gestellt hat. Wenn der gewaltige Carnotaurus auf Beutesuche geht, bebt wirklich die Erde, wogt der Urwald, stockt allen der Atem. Das erzeugt den Eindruck, als hätten Kameras eine prähistorische Welt eingefangen. Tatsächlich aber ist es eine von Computern geschaffene Illusion vor natürlichen Kulissen. Zwölf Jahre - mit Unterbrechungen - brauchte der Film, um auf die Leinwand zu kommen. In Amerika standen Kinder und Erwachsene anfangs Schlange, um das Erlebnis nicht zu verpassen. 82 Millionen Dollar (94,5 Mill. Euro/1,301 Mrd. S) brachte der Ticketverkauf der ersten zehn Tage ein. Das war mehr als die Hälfte der Produktionskosten von 127,5 Millionen Dollar. Mit den zusätzlichen Ausgaben für sein neues Digitalstudio war Disney das Projekt 200 Millionen Dollar wert. Dafür gelang es ihm erstmals, Computer generierte Bilder (CGI) nahtlos in die wahre Welt einzufügen. Das lässt ahnen, wohin der Weg führt, bemerkte das US-Magazin "Newsweek". Eines Tages werde es ganz unmöglich sein, fotografische Realität von Computer-Illusion zu unterscheiden. "Wenn wir schon so weit sind, dass wir Dinosaurier (und das alte Rom) maschinell kreieren können, werden auch künstliche Leos, Keanus und Demis nicht mehr lange auf sich warten lassen." Ab 16. November österreichweit im Kino. Mischung aus Fantasie und Realität Die "New York Times" nannte den Film eine üppige Mischung aus Fantasie und Realität, ähnlich faszinierend wie ein Besuch in einem Themenpark. Er erzählt in 82 Minuten und dem typischen Disney-Charme die Geschichte eines kleinen Iguanodon. Aladar, wie er heißt, wird von seinen Eltern getrennt und im Tarzan-Stil von einer Familie freundlicher Lemuren aufgezogen. Wie oft bei Walt Disney liegt sein Geheimnis im Detail. Allein der Dino Carnotaurus verschlang 3,2 Millionen Computerstunden, bis er zu dem gefürchteten Fleischfresser wurde, den Zuschauer erleben: ein Koloss von einem Biest mit winzigen Händen, messerscharfem Gebiss und rauer, faltiger Haut über den Muskelpaketen. Für den Brachiosaurus wiederum studierten die Disney-Spezialisten Elefanten beim Laufen. Jeder Lemur bekam durch 1,1 Millionen Computer generierte Haare ein dichtes Fell, über dessen natürliche Erscheinung ein "Fur-Stylist" wacht. Nichts mehr Wirklichkeit Die Landschaftsaufnahmen stammen aus Florida, Australien, Venezuela und Kalifornien, einige Shots auch aus Somoa, Hawaii, Jordanien und der amerikanischen Mojave-Wüste. Ihre Details wurden im Studio eifrig gemischt: Der Himmel aus einem Teil der Erde mit den Bergen aus einem anderen, dazu ein schweres Gewitter und ein wild schäumender Fluss aus dem Computer. In Disneys "Dinosaurier" gibt es Szenen, in denen nichts mehr Wirklichkeit ist. Andere wiederum sind komplett aus der Natur übernommen. Es ist unmöglich, den Unterschied zu erkennen. 900 Computerfachleute Knapp 900 Computerfachleute und Filmprofis beschäftigte das Studio für den Film. Traditionelle Animatoren wurden eineinhalb Jahre geschult, bis sie die Technologie der Zukunft beherrschten. Der Großteil seiner Software ist neu entwickelt - Hunderte spezialisierte Programme. Das Produkt ist so ausgeklügelt und umfangreich, dass es 70.000 CD-ROMs zum Speichern der Daten braucht. (dpa)