Die Internet-Aufsichtsbehörde ICANN hat ihre mit Spannung erwarteten Beratungen über die Einführung neuer Adressen im weltweiten Computernetz aufgenommen. Den 19 Mitgliedern der internationalen Organisation liegen 43 Vorschläge für die Einführung neuer Top-Level-Domains (TLD) vor - das sind die Hauptebenen für die Verwaltung von Internet-Adressen wie beispielsweise .com für kommerzielle Angebote oder Landeskennungen wie .at (Österreich) oder .ch (Schweiz). Zum Auftakt der Konferenz am Mittwoch im kalifornischen Marina del Rey wandte sich Vorstandsmitglied Vinton Cerf unter dem Beifall anderer Teilnehmer gegen eine strenge finanzielle Überprüfung von Firmen, die neue TLD-Vorschläge vorgelegt haben. Jeder Antragsteller muss eine Gebühr von 50.000 Dollar (58.167 Euro/800.390 S) entrichten. Wenn der Vorschlag angenommen wird, können die Firmen die Registrierung von Adressen in ihrem jeweiligen Bereich verwalten und dafür Gebühren verlangen. Dabei sind Bedenken aufgetaucht, dass registrierte Internet-Domains nicht mehr erreichbar sein könnten, falls die Registrierungsstelle in Konkurs geht. Zu den Vorschlägen für eine Erweiterung des Internet-Namensraums gehören die Einführung der Top-Level-Domain .biz für Unternehmen und .web für allgemeine Web-Sites. Für Einzelpersonen sollen die Bereiche .nom, .per oder .name eingeführt werden. Daneben werden TLD-Gliederungen für einzelne Branchen oder Organisationen vorgeschlagen, deren Kürzel auf die dort zu findenden Anbieter hinweisen sollen: .museum, .health (Gesundheit), .union (Gewerkschaften) oder .air (Reisebranche). Umstritten ist der Vorschlag, eine TLD .kid für kindgerechte Inhalte sowie einen Bereich mit der Kennung .xxx für erotische Inhalte einzurichten. Die neuen Adressen sollen die bestehenden TLD-Räume entlasten. So ist die TLD .com bereits mit rund 20 Millionen Domains gefüllt, unter .de wurden bisher 3,5 Millionen Internet-Adressen in Deutschland eingerichtet. Die Entscheidung sollte noch am (heutigen) Donnerstag getroffen werden. Einige Vorstandsmitglieder der "Internet Corporation for Assigned Names and Numbers" baten jedoch um mehr Zeit bis zu endgültigen Beschlüssen. Die ersten neuen Adressen mit neuen TLD-Bereichen werden voraussichtlich Mitte 2001 ans Netz gehen. (APA/AP)