Häufigstes Argument, mit dem Kärntner Wirtschaftstreibende ihre Sympathie für die FPÖ begründen, ist Haiders Kampf gegen die "rote Bürokratie". Doch auch auf alteingesessene Unternehmer wirkt der Charme des unbekümmerten blauen "Machers". "Der Jörg ist einfach ein klasser Bursch und ein cleverer Politiker. Der räumt auf mit der roten Staatsbürokratie und unterstützt die Wirtschaft." Der Kärntner Benzindiskonter Erich Rudolf hat sich im Frühsommer gemeinsam mit dem Kärntner Landeshauptmann zum Kämpfer gegen die Ölmultis aufgeschwungen und Autofahrern im Lande zu Billigbenzin verholfen. Wer nun das Benzinkontingent letztendlich bezahlt hat, will Rudolf freilich nicht verraten. Der Marketing-Gag hat die findigen Unternehmerbrüder Erich, Peter und Paul Rudolf, die ihr Tankstellennetz von derzeit sieben auf 150 Tankstellen ausbauen wollen, schlagartig in ganz Kärnten bekannt gemacht. Ob sich Rudolfs dafür revanchiert haben, beantwortet Geschäftsführer Erich so: "Wir sind Geschäftsleute, Parteipolitik ist uns wurscht." Als FP-nahe kann man die Familie Rudolf nicht gerade bezeichnen. Die Seniorchefin, in jungen Jahren "die rote Emmi" genannt, entstammt einem erzroten Elternhause. Ihr Vater war Widerstandskämpfer. So wie Rudolf denken viele, vor allem jüngere Kärntner Unternehmer. Bisher traditionell im ÖVP-Lager anzutreffen, drängen sie nun zu Haider, wie der Software-Entwickler Dietmar Schwarzenbacher, der im Kuratorium des Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds sitzt. Gute Verbindungen Daneben existieren aber auch noch die bewährten Unternehmer-Verbindungen, die seit Jahrzehnten die FPÖ in Kärnten unterstützen. Etwa der Holzindustrielle Hans Tilly, dessen aus dem Kanaltal stammende Familie 1938 nach Kärnten umgesiedelt wurde. Als Haider-Freund ohne Wenn und Aber bekennt sich der Bauunternehmer Josef Riegler aus Klagenfurt, der den Landeshauptmann immer wieder auf Bergtouren begleitet. "Bergkamerad" Riegler sitzt für die FPÖ in der landeseigenen Wohnbaugenossenschaft Neue Heimat, im Wohnbauförderungsbeirat des Landes sowie in der Klagenfurter Messe. Er soll Haider im Wahlkampf ’99 eine Plakatserie, auf denen Rieglers Sekretärin nebst seinen Bauarbeitern mit gut sichtbarem Fimenlogo abgebildet waren, gesponsert haben. Er bestreitet aber vehement, dafür mit Gegenleistungen, etwa Aufträgen im Straßenbau, bedacht worden zu sein. Den Verlust eines weiteren seiner langjährigen Freunde und Förderer hat Jörg Haider überaus betrauert: Hans Kostmann, wohlbestallter Schotterwerksbesitzer und Bauunternehmer aus dem Lavanttal, war Ende der Siebzigerjahre nicht nur kurzzeitig Haiders Arbeitgeber, sondern half bei Wahlkämpfen immer wieder mit Sachleistungen, etwa seinem Hubschrauber, aus. Kostmann und sein Sohn verunglückten 1996. Sein Nachfolger blieb Haider gegenüber spendabel. Als "Geburtstagsgeschenk" zum 50er Haiders stellte die Gerlitzen Liftgesellschaft, an der Kostmann Mehrheitseigentümer ist, ihre Infrastruktur zur Verfügung. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 11. 2000)