Sie sind smart, wendig, aufstiegsorientiert. Sie lieben das Scheinwerferlicht, die Bühne, die Inszenierung, besonders die Selbstinszenierung. Sommer am Wörther See: Partytime. Schöne Frauen und schnelle Autos, Motorboote und Segelyachten, tolle Villen und teure Klamotten - die Insignien der besseren Gesellschaft. Kärnten steuert Seen und Sonne bei. Fertig ist die "Wörther-See-Connection". Wer dabei ist, gehört dazu. Die ortsansässigen Superreichen wie die Flicks oder die Kaufhauserbin Heidi Horten sowieso. Auch allerlei auswärtige Wirtschaftskapazunder urlauben regelmäßig hier oder haben ihre Zweitwohnsitze hier aufgeschlagen. Ebenso die Repräsentanten des Showbizz. Peter Alexander, Udo Jürgens, Filmregisseur Carl Spiehs, Hans Hinterseer oder "Kommissar Rex" Gedeon Burkhart. Dazu gesellen sich ehemalige und aktuelle Größen des Sports: Thomas Muster, Niki Lauda, Toni Polster, und wie sie alle heißen. Skistar Hermann Maier matcht sich im Gokart mit anderen Prominenten, und auch die Formel-1- Elite fliegt gerne herüber, wenn sie in der Obersteiermark gastiert. Dazu gesellt sich das lokale Establishment, die Vertreter der alteingesessenen Familienclans und die jungen Aufsteiger. Man zeigt sich, um aber doch unter sich zu bleiben. Dazu hat die Szene ihre fixen Sammelpunkte. Das "Anna W" in Pörtschach zum Beispiel, "Rainers Bar" am Montecarlo-Platz, auf dem sich sommers Nacht für Nacht tout Kärnten trifft. Im "Francos" in Velden, wo Franco Adolfo, der schon manchen Sommer durchtanzt hat, seine Gäste persönlich unterhält wie eh und je. Oder im "Monkey Circus". Mittendrinnen statt nur dabei: Jörg Haider, schon von Amts wegen Zentrum des Kärntner Gesellschaftslebens. Er sucht und verleiht Glamour, kaum ein größeres Fest im Lande kann daher ohne hin auskommen. Ob Komödienspiele oder Beach-Volleyball- Turnier, Starnight oder Sternwanderung- Haider ist dabei. Falls nötig auch maskiert, in seiner Lieblingsrolle als "Robin Hood" etwa. In Haiders Schlepptau seine Entourage, die die Szene komplettiert. Politik ist kein Thema, jedenfalls nicht vordergründig. Immer fesch und fröhlich, nur keine Traurigkeiten. Der Promi-Zirkus muss in Schwung bleiben, Innehalten beschädigt das Image. Heute da, morgen dort, am besten überall zugleich. Nach demselben Motto zelebriert Haider sein öffentliches Leben. Die Partei, die zwischendurch ja einmal eine "Bewegung" war, ständig hinterdrein, niemals zur Ruhe kommend, immer neuen Zielen entgegen. Bewegung, Bewegung Im Trubel permanenter Lustigkeit kann es schon einmal vorkommen, dass ein wenig über die Stränge geschlagen wird. Dann greift Gernot Rumpold, Haiders ehemaliger "Mann fürs Grobe", an der Bar einem wildfremden Mann schon einmal ans Gemächt, weil der sich gegen rüde Pöbelei verwahrt hat. So nahe kommt das gemeine Volk an die Reichen und Schönen aber doch nicht heran, dass sie alles über sie erfahren würde. So öffentlich ist öffentliche Gesellschaft dann auch wieder nicht, dass es gar keine Intimität mehr gäbe. Ein Rest von Heimlichkeit muss bleiben. Das schützt vor allzuviel Neugierde und nährt erst recht das Interesse des viel gerühmten "kleinen Mannes" und dessen "kleiner Frau". In diesem Milieu werden Freundschaften angebahnt und gepflegt. Man kennt sich, was irgendwann von Nutzen sein kann. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18./19. 11. 2000)