Wien - Das völlig neu gestaltete Medizinstudium an der Universität Wien startet voraussichtlich mit Beginn des kommenden Studienjahrs (2001/02). Der neue Studienplan wurde am Freitag im Rahmen einer Fakultätsvorlesung am Wiener AKH präsentiert. Im Vergleich zum derzeit gültigen Curriculum bleibt kein Stein auf dem anderen: Die Zahl der Prüfungen wird massiv reduziert, StudentInnen bekommen bereits sehr früh Kontakt zu PatientInnen und nach dem ersten Studienabschnitt ist die Zahl der Ausbildungsplätze beschränkt. Seitens der Fakultät strebt man den Starttermin 1. Oktober 2001 an, erklärte Medizin-Dekan Wolfgang Schütz. Mitte Dezember will die Studienkommission den neuen Studienplan beschließen, der dann bis Ende Februar in Begutachtung gehen soll. Probleme mit dem Starttermin könnte es nur geben, falls das Universitätsstudiengesetz novelliert werden sollte. Es gebe nämlich Pläne im Wissenschaftsministerium, dass ein neuer Studienplan bereits bis 30. Juni und nicht wie bisher im September veröffentlicht werden muss, damit er am 1. Oktober in Kraft treten kann. Dann könnte sich der Start im Herbst nicht ausgehen, sagte Schütz. Die derzeit gültige Studienordnung ist - abgesehen von geringfügigen Änderungen - seit 1902 in Kraft und nach Ansicht von Dekan Schütz und dem Vorsitzenden der Studienkommission, Rudolf Mallinger, die die Grundzüge der Reform vorstellten, "weitgehend überholt". Vorherrschend sei ein traditioneller Fächerkanon, der PatientInnenkontakt findet frühestens im achten Semester statt, gelernt werde von Fach zu Fach mit insgesamt 23 Prüfungen. Mehr Praxisbezug Im neuen Studienplan ist nun eine Fächerintegration geplant, ohne rein theoretischen Teil. Mit der klinischen Ausbildung wird sehr früh begonnen. Erster und zweiter Abschnitt (mit zwei und fünf Semestern) sind in Themenblöcke geteilt, in denen medizinische Kenntnisse etwa zu diversen Organ- oder Funktionssystemen vermittelt werden. Begleitend dazu werden klinische Fähigkeiten und Fertigkeiten wie physikalische Krankenuntersuchung oder Gesprächsführung mit PatientInnen vermittelt. Der dritte Studienabschnitt (fünf Semester) ist vor allem dem klinischen Unterricht gewidmet. Die einzelnen Blöcke müssen in der vom Studienplan vorgegebenen Reihenfolge absolviert werden. Deutlich reduziert ist im neuen Medizinstudium die Zahl der Prüfungen mit "Entscheidungscharakter". Es gibt zwar nach jedem Semester verpflichtende Prüfungen über den gesamten Stoff des Semesters, die bewertet werden. Die Note hat aber keine Konsequenzen. Entscheidend sind nur die drei Prüfungen am Ende der Abschnitte, die so genannten summativen integrierten Prüfungen (SIP). Sie müssen positiv absolviert werden, um in den nächsten Abschnitt aufsteigen zu können. (APA)