Wien - Es will kein so rechter Koalitionsfriede mehr aufkommen - und wenn, dann ist er nur von ausgesprochen kurzer Dauer: Am Montag war noch eine vor-adventliche Entspannung zwischen Finanzstadträtin Brigitte Ederer (SP) und Vizebürgermeister Bernhard Görg (VP) ausgerufen worden. Aber schon am Dienstag meldete sich wieder Bürgermeister Michael Häupl (SP) zu den von Görg geforderten zusätzlichen 150 Millionen Schilling zur Belebung von Einkaufsstraßen zu Wort: "Wenn Görg diese 150 Millionen zur Koalitionsfrage hoch stilisiert, ist das sein Problem. Es geht nicht an, dass man in der einen Woche gemeinsam das Budget für 2001 beschließt und dann schon in der nächsten die Budgetdisziplin untergräbt."

In Häupls Augen spiele die ÖVP "Spielchen": "Auf der einen Seite lehnt sie eine Vorziehung der Wahl ab, führt aber bereits einen Wahlkampf. Das kann so nicht weitergehen. Wenn die ÖVP ein ganzes Jahr lang Wahlkampf will, ist das ihre Sache - aber sicher nicht mit mir."

Und genau das tat Görg am Dienstag wieder - das Ablehnen einer Vorverlegung der Wiener Wahl vom Herbst auf das Frühjahr 2001: Von der ÖVP werde es dazu "keine Zustimmung" geben. Eine einseitige Vorverlegung durch die SPÖ wäre für Görg "ein Bruch der Koalitionsvereinbarung". Außerdem spreche Häupl seit einem Dreivierteljahr von einem möglichen früheren Wahltermin; da dürfe man sich "nicht wundern, wenn der Eindruck eines Wahlkampfes entsteht".

Noch bleibt Häupl jedenfalls dabei: Der Termin solle im Dezember festgelegt werden. Und "bis Anfang Dezember ist ja noch weit. Da wird zunächst ja noch im Burgenland gewählt." Einzige Präzisierung: Die Entscheidung soll bis Weihnachten fallen. (DerStandard, Print-Ausgabe, 29. 11. 2000, frei)