Horst Binder ist erleichtert. "Ich hab's ja die ganze Zeit gewusst, dass nicht ich diesen Brief unterschrieben habe. Aber was nutzt das, wenn es mir niemand glaubt?" Jetzt hat er es zum zweiten Mal bestätigt bekommen: Der Brief, der bei einer Hausdurchsuchung in seinem Kellerabteil sichergestellt wurde, sei eine Fälschung. Neben einem Privatgutachten, das Binder selbst in Auftrag gegeben hat, liegt nun auch ein zweites, vom Gericht in Auftrag gegebenes Gutachten vor, in dem der Graphologe Walter Robert Muckenschnabel zur Ansicht gelangt, dass die Unterschrift nicht die von Binder sei. Der Inhalt des Briefes: "S. g. Herr Bundesobmann, lieber Jörg! Da verschiedene Anfragen von freiheitlichen Spitzenfunktionären betreffend der am Beiblatt ersichtlichen Personen an mich herangetragen wurden, ich die einzelnen Beweggründe jedoch nicht durchschauen konnte, übermittle ich Dir zwei Auszüge aus dem polizeiinternen Computer, wobei ich Dich ersuche, diese nach Kenntnisnahme zu vernichten." Gezeichnet: Horst Binder. Wer diesen Brief gefälscht und ihm untergeschoben haben könnte, kann sich Binder nicht erklären. "Wenn ich das nur wüsste", wiederholt er mehrmals. Er selbst habe keinerlei Vorstellung über die möglichen Hintergründe. Vor allem, da es auch sinnlos erscheint, ihm einen Brief unterzujubeln, der kriminaltechnisch keinerlei Relevanz hat. Der Brief selbst ist mit 23. Jänner 1994 datiert, der Postaufgabestempel trägt hingegen das Datum 23. Jänner 1995. In jedem Fall wäre das Delikt verjährt und hätte weder für Binder noch für Haider strafrechtliche Konsequenzen. Dennoch wird es ein drittes Gutachten geben. Die Justiz scheint von der Stichhaltigkeit der Expertise des hochbetagten Graphologen Muckenschnabel nicht überzeugt zu sein und gibt daher eine weitere in Auftrag. Binder will über die Hintergründe erst gar nicht spekulieren, er schließt nur aus, dass die Ermittler selbst ihm das Schreiben untergejubelt haben. "Ich weiß nur, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD. Auch in seiner Zeit als Personalvertreter habe er stets versucht, seine politische Tätigkeit von seinem Job als Polizeibeamter zu trennen. Seit der Aufhebung seiner Suspendierung ist Binder wieder als Koordinator für Jörg Haiders Personenschutz tätig. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.12.2000)