Mit Skates kommst du, von Tibet einmal abgesehen, ja schon überall gut voran, und hätte man sie, die Skates, nicht in Kalifornien erfunden, man hätte sie in Nizza erfinden müssen. Die berühmte Promenade des Anglais ist zum Flanieren schlichtweg zu lang. Freilich ist es ratsam, ab und zu die Skates auszuziehen (und Schuhe an), sie haben es nicht so gerne in den Hotels, Museen und Kirchen, wenn du durchrollst.
Am Negresco, seit 75 Jahren das Hotel schlechthin, führt sowieso kein Weg vorbei, du brauchst nicht glauben, dass du da drinnen sozusagen in Zivil auffallen würdest, eher macht es den Anschein, als würden so genannte Schöne und Reiche, die unbehelligt bleiben wollen, den Hintereingang wählen. Das Negresco ist viel mehr als Fassade, es wurde 1912 von Edouard Niermans errichtet, der Stararchitekt der Belle Epoque hat sich auch für die Halle einiges einfallen lassen.
Wir halten den Kurs, die Promenade ist in einen Quai übergegangen, man gibt sich wahrlich international, der Quai trägt den Nachnamen des Etats-Unis. Am Burghügel sind wieder einmal Schuhe angesagt, mit Skates kommst du vielleicht (im Aufzug) noch hinauf, aber dann auch nimmer weiter. Der Ausblick heißt erstens Belvéd`ere und ist zweitens lohnend, außerdem haben sie Teile der alten Stadt ausgegraben, und auf halbem Weg hinauf oder hinunter steht ein alter Turm (Tour Bellanda), in dem ein Schiffahrts-Museum (Musée Naval) untergebracht ist.
Am Nachmittag ist ein bisserl Wassersport gefällig (Inline-Skaten ist ja eher eine Form der Fortbewegung als Sport). Je nachdem, ob's stürmt oder flautet, bieten sich Paddeln und Windsurfen an, beides kann mit Neopren fast das ganze Jahr über betrieben werden. Tauchen lohnt angeblich nicht so sehr, das Meer vor Nizza ist ein leergefischtes.
Zweiter Tag
Nach einem Besuch am Fischmarkt (Place St. Fran¸cois) ein ausgedehnter Abstecher in den Vorort Cimiez. Die Skates fahren wieder mit, aber im Kofferraum des Mietautos. Cimiez unterscheidet sich in zwei Punkten von Grinzing, sie haben keinen Heurigen dort, dafür famose Museen. Eines zeigt die größte Sammlung Marc Chagalls, für die Stiftung des Malers wurde 1972 ein eigenes Gebäude errichtet. Das andere überblickt in einer italienischen Villa aus dem 17. Jahrhundert das Schaffen von Henri Matisse. Übrigens muten die Eintrittspreise vergleichsweise durchaus christlich an, 27 bzw. 25 Francs.
Der Blumen- und Obstmarkt am Cours Saleya drängt sich am Nachmittag auf. Und macht Gusto auf die Provence, die in den nächsten Tagen unter die Räder genommen wird.
Natürlich haut man sich, quasi auf den Spuren von Cary Grant und Grace Kelly, über die Dächer. Oder man schaut halt. Ein schöner Aussichtspunkt ist das Château, steile Treppen und ein Lift führen auf den ehemaligen Burgberg. Von der 92 Meter hohen Anhöhe kann man wahrlich Blicke schweifen lassen. Über die roten Dächer des Zentrums, den östlich des Hügels gelegenen Hafen, über die Küste bis hin zum Flughafen.
Ansonsten: Die diversen Promenaden abskaten und abskaten und abskaten. Und bei einer Wasserstation in Flughafen-Nähe vorstellig werden. Tretboot-Fahren oder Paddeln oder gar Windsurfen in der Einflugschneise, das hat was, da kannst du Flugzeugen den Bauch kitzeln.