derStandard.at: Wie schätzen sie ihre Chancen ein, den Stuhl von Landeshauptmann Karl Stix (SPÖ) zu übernehmen? Jellasitz : Wir schauen diesem Wahltag zuversichtlich entgegen. Wir haben im Burgenland die meisten Arbeitsplätze seit 1945, über 800 Ziel-1-Projekte umgesetzt und zwei Bundesländer in der Kaufkraft überholt. Die Leistungsbilanz kann sich sehen lassen. Zudem bin ich bin der einzige, der Regierungserfahrung hat. SPÖ-Chef Niessl hat erst vor wenigen Jahren den Eintritt in den Landtag geschafft und der FPÖ-Kollege Salzl ist überhaupt nicht im Landtag. derStandard.at : Wie ist ihre Sicht der politischen Gegner? Jellasitz : Die SPÖ verfällt immer noch in die Illusion, dass der Staat der bessere Problemlöser ist. SPÖ-Chef Niessl bemüht sich zwar, hat aber nicht das Format, die Partei wirklich modern und zeitgemäß zu führen. Außerdem ist die SPÖ zerrüttet und es ist schwer, mit einem derartig verunsicherten Ansprechpartner Politik zu machen. Die FPÖ versucht ein Zurück zum Nationalismus, durch abgrenzen und abschotten, aber auch durch autoritäre Strukturen innerhalb und außerhalb der Partei. derStandard.at : Gibt es für sie eine persönliche Schmerzgrenze? Jellasitz : Ja. Bei einem Stimmenverlust trete ich zurück. derStandard.at : Sie fordern weniger Staat und mehr Eigenverantwortung. Wie soll das in der burgenländischen Praxis aussehen? Jellasitz : Ich werde überall, wo ich kann, privatisieren. Ich wollte vor zwei Jahren die Bank Burgenland privatisieren. Die SPÖ war dagegen. Ergebnis: Über vier Milliarden Schilling Schaden. Es gibt keinen Grund, warum das Land noch immer bei den Donaukraftwerken, der UNIQA-Versicherung und bei den Pauliberg-Basaltwerken Eigentum hält. Mit dem Geld der Privatisierung möchte ich Schulden zurück zahlen. Das Burgenland hat derzeit über fünf Milliarden Schilling Schulden. Wir zahlen allein 180 Millionen Schilling pro Jahr Schuldendienst. Das ist mehr, als die gesamte Kulturförderung ausmacht, die gesamte Wirtschaftsförderung im Budget, mehr als die gesamte Kindergartenförderung. derStandard.at : Landeshauptmann Stix hat als wesentlichste Errungenschaft seiner Ära "den großen Grundkonsens zwischen ÖVP und der Sozialdemokratie" genannt. Würde es Ihnen nicht schwer fallen, die offensichtlich – bis zum Bank Burgenland-Skandal – gute Zusammenarbeit aufzugeben? Jellasitz : Das tue ich nicht. Ich hab mich immer zur Zusammenarbeit aller Parteien bekannt, besonders mit der SPÖ. Ich habe bis zum Fall Bank Burgenland auch mit Stix gut zusammen gearbeitet, aber bei der Bank Burgenland hat der Landeshauptmann Fehlentscheidungen getroffen. derStandard.at : Es gibt Gerüchte, dass es schon ein Übereinkommen zwischen FPÖ und ÖVP gibt. Stimmt das? Jellasitz : Es gibt keine Absprachen. Ich werde mir das Ergebnis ansehen und dann werden wir uns zusammensetzen und schauen, welche Programme kompatibel sind und ob die Chemie zwischen den handelnden Personen stimmt. derStandard.at : Stichwort EU-Osterweiterung. Sind Sie für eine Volksbefragung? Jellasitz : Überhaupt nicht. Das Thema eignet sich nicht für eine Volksbefragung, denn das Burgenland hat, das haben Verfassungsrechtler eindeutig fest gestellt, überhaupt keine Kompetenz. Das Thema wurde missbraucht, um politisches Kleingeld zu kassieren vor der Wahl. derStandard.at : Wie stellen sie sich eine Zusammenarbeit mit der FPÖ vor, die die Volksbefragung im Wahlkampf als zentrale Forderung formuliert hat? Jellasitz : Fordern können sie alles. Und wenn sie die nötigen Unterschriften im Burgenland finden, dann verlangen die Menschen das. Das steht ihnen auf Grund der Verfassung und der Volksrechte auch zu. derStandard.at : Wenn diese Volksbefragung stattfinden würde und die Bevölkerung würde sich gegen die Osterweiterung aussprechen, würden sie das Ergebnis als verbindlich erachten? Jellasitz : Selbstverständlich. Die letzte Instanz in einer Demokratie ist immer der Bürger und Wähler. Und der Souverän bestimmt letztlich, wie es weiter geht. Aber das ändert nichts daran, dass man in Wahrheit dieses Thema und die Burgenländer parteipolitisch missbraucht hat, weil ja daraus keine Konsequenz erfolgen kann, weil das Land nicht zuständig ist. derStandard.at : Die ÖVP Burgenland ist dominiert von Männern. Es gibt drei Frauen im Landtag und eine im Nationalrat. Sehen sie hier Handlungsbedarf? Jellasitz : Ich habe in meiner Partei bei der letzten Wahl durchgesetzt, dass wir eine Frau mehr haben. Das heißt, wir haben jetzt drei. Ich habe jetzt eine Frau, die Mattersburgerin Resch auf die Landesliste genommen und ich habe darüber hinaus im Nationalrat durchgesetzt, dass die Frau Edeltraud Lentsch in den Nationalrat kommt, also ich habe schon einiges in Richtung Frauen bewegt. derStandard.at : Wie werden Sie den Tag X angehen? Jellasitz : Sechs Uhr Weckruf, anschließend mache ich meine Tibeter. Das sind Gymnastikübungen, Meditation. Dann jogge ich eine Halbe bis Dreiviertel-Stunde, dann mach ich den Kirchgang. Um halb zwölf gehe ich wählen, dann Mittagessen und anschließend fahr ich in die Partei. Ab 16.00 Uhr will ich dann für die Öffentlichkeit die Wahlergebnisse kommentieren. derStandard.at : Letzte Frage: Sie haben auf Ihrer Homepage (Siehe "Die Parteien im Netz" ) den "Bohnenstrudel" als Ihr Lieblingsessen angegeben. Welche Bohnen bevorzugen Sie da innerhalb des Teiges? Die roten, die hellbraunen oder die grünen? Jellasitz : Die braunen, hellbraunen sind meine Lieblingsbohnen. Obwohl ich jetzt gestern, oder vorgestern erst die grünen gegessen habe. Bohnenstrudel ist eine Delikatesse, da lasse ich jedes Schnitzel stehen... (Kurze Nachdenkpause) Ich esse sie mit allen und das ist meine Antwort.