Athen - Die meisten Griechen sind am 31. Dezember als Drachmen-Millionäre ins Bett gegangen. Am Neujahrstag wachten sie als
Inhaber von Konten auf, die zwar immer noch die gewohnten Millionen aufwiesen, aber erstmals auch einen viel kleineren Saldo in Euro. Ein
Euro sind 340,75 Drachmen. Seit dem 1. Jänner 2001 ist das Land auch formell Mitglied der Europäischen Währungsunion. Nur noch bis
zum Jahresende können sich viele Griechen als Millionäre fühlen. Wie in den anderen elf Ländern der Eurozone wird die nationale Währung
dann auch in Griechenland vom Euro abgelöst. Innerhalb der EU-15 haben somit nur mehr Dänemark, Schweden und Großbritannien ihre eigenen Währungen.
Aber der Drachme trauert in Griechenland kaum einer nach. Umfragen zeigen, dass rund 60 Prozent der Befragten eine bessere Zukunft
nach der Einführung des Euro erwarten. Nur rund 14 Prozent glauben, dass die Griechen Nachteile haben werden. Sie befürchten, dass die
niedrige Produktivität Griechenland zu einer Randregion des europäischen Raumes machen werde.
Ende der Einsamkeit
"Wir leben bereits im Euroland. Der Beitritt sichert uns mehr Stabilität und öffnet neue Horizonte", sagte der Architekt des Beitrittes
Griechenlands in die Währungsunion, der sozialistische Ministerpräsident Kostas Simitis in seiner Neujahrsansprache. Und die angesehene
Athener Zeitung "To Wima" schrieb in ihrer ersten Ausgabe des neuen Jahres: "Es ist das Ende unserer nationalen (wirtschaftlichen)
Einsamkeit".
Um dieses Ziel zu erreichen, mussten die Griechen in den letzten zehn Jahren den Gürtel immer enger schnallen. Viele staatliche Betriebe
wurden privatisiert oder geschlossen. Dabei verloren viele ihre Beschäftigung. Die Arbeitslosigkeit erreicht elf Prozent. Löhne und Gehälter
wurden praktisch eingefroren. Doch diese Einschränkungen haben sich nach Ansicht vieler Griechen gelohnt. Das Wirtschaftsministerium
rechnet mit einem Wachstum zwischen drei und fünf Prozent jährlich bis zum Jahre 2004.
Dies jedoch erfordert nach Ansicht von Wirtschaftsexperten weitere Privatisierungen und die Beschleunigung der Modernisierung des
staatlichen Sektors. In Griechenland wirkt dieser Bereich wie eine Bremse für jede Tätigkeit. Investoren und Bürger quälen sich immer noch
in langen Warteschlangen und bürokratischen Labyrinthen des griechischen Staates. (dpa)