„Wir sind nicht bloß Deutsche, wir sind Kinder Gottes...Die Flut des Hasses gegen die Volksgenossen, die frei von nationaler Leidenschaft sind, steigt täglich. Gleicherweise auch die Flut des Hasses gegen unsere jüdischen Volksgenossen.“ Dieser Auszug aus einer Predigt, die sie 1933 in einer Kölner Kirche hielt, zeugt vom großen Engagement und Mut der deutsch-argentinischen Theologin und Widerstandskämpferin. 1900 in Buenos Aires geboren, kam sie bereits mit neun Jahren nach Deutschland, wo sie zuerst Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und später Theologie studierte. Schon zu dieser Zeit - Anfang der 20er Jahre des 20. Jhs. - als Frauen noch von Pfarramt und Gottesdienst ausgeschlossen waren, protestierte Rübens energisch gegen die patriarchalen Strukturen der evangelischen Kirche. Kampf für weibliches Priesteramt In Ina Gschössl, Aenne Schümer und Elisabeth von Aschoff fand sie Mitstreiterinnen, denen es 1925 gemeinsam gelang, den „Verband evangelischer Theologinnen“ zu gründen. Ein erster Erfolg stellte sich ein, als die evangelische Kirche das Vikarinnengesetz beschloss. Demnach war Theologinnen eine eingeschränkte „Wortverkündigung“ gestattet. Typisch „weibliche“ Tätigkeiten wie Kindergottesdienste, Bibelstunden, Andachten, Seelsorge etc. wurden ihnen zugestanden, doch von den Funktionen des männlichen Pfarramtes wie Gemeindegottesdienst und Sakramentsverleihung blieben sie weiterhin ausgeschlossen. Dies war den vier Frauen zuwenig, auch deshalb, weil sie die Kirchengesetze als geschlechtsspezifisch und die Argumente der Männer als sexistisch entlarvten. 1930 traten sie aus dem Verein aus und gründeten die „Vereinigung evangelischer Theologinnen“, deren klares Ziel die Durchsetzung des vollen Pfarramtes war. Ein Ziel, das sie nie erreicht haben. Antifaschistin Ende der 20er Jahre trat Rübens der SPD bei, und wurde 1933 wegen ihrer politischen Einstellung als Vikarin entlassen. Im selben Jahr verließ sie das Land, weil es ihr „nicht mehr möglich war, in dem faschistischen Deutschland“ zu bleiben und ging zunächst nach Holland. Ihr Einsatz für eine humane Gesellschaft, in der das Prinzip der Gleichheit aller Menschen nicht nur eine leere Floskel ist, verstärkte sich mit der Etablierung des Naziregimes. In ihren zahlreichen Predigten und Gebeten trat sie unermüdlich gegen Rassismus und Völkerhass ein. Als sie 1936 emigrieren musste, kehrte sie in ihre Heimat zurück. Ein altes Gehöft in Rio de la Plata/Uruguay diente fortan als Rückzugs- und Schutzhort für viele von den Nazis verfolgten EmigrantInnen. Die Schauspielerin Hedwig Schlichter, der Maler Clement Moreau und August Siemsen, Mitbegründer der Pestalozzischule, waren nur einige, die hier Schutz suchten. Zu dieser Zeit war Annemarie Rübens auch in der lateinamerikanischen antifaschistischen Organisation „Das andere Deutschland“ aktiv. Politisch Verfolgte Auch 30 Jahre später, als die Militärs in Uruguay eine Diktatur errichteten, bildete das „Haus Rübens“ zum zweitenmal eine Zufluchtsstätte. Diesmal waren es in erster Linie die Kinder der politisch Gefangenen, die sie betreute. Mit Einfühlsamkeit und psychologischem Geschick versuchte sie, den Kindern bei der Verarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse zu helfen. Als sie 1975 erfuhr, dass sie aufgrund ihrer Tätigkeit politisch verfolgt wurde, kehrte sie nach Deutschland zurück, wo sie 91jährig in Göttingen starb.