Ein Verkehrsminister darf nicht bloß verwalten. Zu diesem Job gehört mehr: didaktisches Geschick, Einfühlungsvermögen in die Volksseele und ein gehöriges pädagogisches Sendungsbewusstsein vor allem. Nur damit können die Ressortchefs vom Radetzkyplatz 2 auch ihre Rolle als oberste Verkehrserzieher der Nation ausfüllen. Insofern hat Monika Forstinger mit dem Vorschlag, Verkehrsrowdys den Rohrstock der Führerschein-Wiederholungsprüfung zu zeigen, klar gemacht, wer neuerdings die Eintragungen ins Klassenbuch vornimmt. Bloß: Rohrstöcke gehören nicht mehr zu den heute üblichen Lehrbehelfen. Ganz abgesehen davon, dass ihr Einsatz mehr schadet als nützt - die bereits bestehende Bestimmung, dass jeder, der seinen Führerschein für mehr als 18 Monate verliert, die Lenkberechtigung wieder erwerben muss, spielt für die Verkehrssicherheit wohl eine geringe Rolle. Wie viel mehr dagegen würde ein Punkteführerschein, ein ungleich milderes Erziehungsinstrument bringen? In dessen Konzeption hat das KfV insgesamt nur vier "punktewürdige" Delikte vorgesehen: Raserei, Alkohol am Steuer, gefährliches Überholen und unzureichendes Abstandsverhalten. Bei einer Wahrscheinlichkeit von 1:700, von der Exekutive bei diesen Delikten erwischt zu werden, fahren nur diejenigen in die Punkte, die permanent gegen die Verkehrsregeln verstoßen. Notorische Rowdys (wie man aus Deutschland weiß, sind dies nur drei Prozent der Autofahrer) wären damit erfasst und auch "behandelbar". Und sollte es den Normalfahrer einmal erwischen, hätte der noch immer die Möglichkeit, mit Nachschulungen Gutpunkte zu sammeln - auch das wäre ein pädagogischer Vorteil: Soll doch (Verkehrs-)Erziehung nicht nur strafen, sondern auch belohnen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.1.2001)