Bristol - Geologen rätseln seit langem, weshalb das Element Niob im Erdmantel nicht vorkommt. Manche Forscher spekulierten gar über noch unentdeckte riesige Niob-Vorkommen unter der Erdkruste und suchten nach geeignetem Trägermaterial, in dem sich Niob angelagert haben könnte. Des Rätsels Lösung glauben nun die beiden Geochemiker Bernard Wood und Jon Wade von der University of Bristol gefunden zu haben: Niob verhält sich "irregulär" - und ist überhaupt nicht zu finden. Einige Spurenelemente sind besser in Eisen löslich als in Silikaten - wobei letztere den Hauptbestandteil des Erdmantels bilden. Zu diesen "siderophilen" Elementen gehören etwa Vanadium und Chrom. Da sie in den Erdkern abwanderten, fehlen sie im darüber liegenden Erdmantel, während Elemente wie Kalzium reichlich im Erdmantel auftreten. Solche Elemente werden als "refraktäre" Siderophile bezeichnet. Die große Ausnahme stellt nun Niob dar. Obwohl es aufgrund seiner Eigenschaften stets für ein refraktäres Siderophil gehalten wurde, ist Niob im Erdmantel kaum vorhanden. Um dieses Phänomen zu klären, untersuchten Wood und Wade das Trennungsverhalten von Niob unter so hohen Temperaturen und Drücken, wie sie im Erdinneren herrschen. Sie entdeckten dabei, dass Niob sich tatsächlich eher wie Vanadium und Chrom verhält, statt wie das refraktäre Kalzium. Wood und Wade erklärten daraufhin, man könne die Spekulationen über Niob-Lagerstätten getrost abblasen - das Element sei längst in den Erdkern abgewandert. (Nature/red)