Wien - "Das ist eine monströse Absurdität." Vizebürgermeister Bernhard Görg (VP) hatte zwar ein paar Tage Zeit, sich mit dem Vorschlag von Bürgermeister Michael Häupl (SP) vertraut zu machen - aber das Kopfschütteln ist geblieben: "Häupl mag sich eine Koalition von SPÖ, ÖVP und Grünen vorstellen können - ich sicher nicht." Denn die ÖVP werde "kein Feigenblatt für ein rot-grünes Experiment abgeben, um es salonfähiger zu machen". Und sie werde "keinesfalls eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für ein derart risikoreiches Projekt abgeben". Im Gegenteil - Görg sieht schwarz für Rot-Grün: "Das Schuldenmachen würde fröhliche Urständ feiern. In der Wirtschaftspolitik sind die Grünen ja noch strukturkonservativer und linker als die SPÖ. Und über die verkehrs-politischen Konsequenzen muss ich gar nicht erst reden - wo doch die Grünen Garagen grundsätzlich ablehnen, die eines der dringlichsten verkehrspolitischen Anliegen sind." Und was Görg besonders schmerzt: "Die Grünen haben als Einzige die Sir-Karl-Popper-Schule abgelehnt." "Seine" Popper-Schule zur Förderung besonders Begabter, wohlgemerkt. Absalutieren mit Grandezza Allein - was den Wahltermin betrifft, sieht Görg schon einem abgefahrenen Zug nach: "Ganz ehrlich gesagt, ich weiß es eh jetzt schon. Und gehe fix davon aus, dass am 25. März gewählt wird." Wenngleich er bei seiner strikten Ablehnung der Vorverlegung bleibt: "Die Koalition funktioniert doch. Wenn Häupl sagen würde, er kann mit uns nicht mehr, wäre ich ja auch dafür, möglichst schnell zu wählen - aber das sagt er ja nicht." Und sollten SP und Grüne im Alleingang die Frühjahrswahl beschließen, wäre das für Görg nicht nur "ein glatter und schwerwiegender Koalitionsbruch". In diesem Fall "muss ich auch davon ausgehen, dass nach den Wahlen die Grünen die weitaus besseren Karten bei den Koalitionsverhandlungen haben". In diesem Fall würde die ÖVP "mit aller Grandezza absalutieren und in Opposition gehen". Häupls Vorwurf, Görg sei nur deshalb für die Herbstwahl, weil eine geschwächte FPÖ der Bundes-ÖVP ungelegen käme, weist der Wiener VP-Chef als "absoluten Nonsens" und "Feindpropaganda" zurück. Ähnlich wie Görg argumentierte am Montag auch FPÖ-Generalsekretär Peter Westenthaler: Sollten SPÖ und Grüne eine Frühjahrswahl beschließen, werde Häupl als "paktuntreuer Koalitionsbrecher" dastehen. Westenthaler glaubt, dass Rot-Grün in Wien bereits fix paktiert sei. (frei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9. Jänner 2001)