Östrogen auf Krebsliste? US-WissenschafterInnen schlagen vor, alle Formen des Hormons Östrogen - von der geburtenregelnden Pille bis zum Hormonpflaster im Klimakterium - auf die von der Regierung herausgegebene Liste krebserzeugender Substanzen zu setzen. Dies entspringt zwanzigjähriger Erfahrung: Frauen, die Östrogen ohne das Hormon Progesteron einnehmen, haben ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterkrebs und möglicherweise für Brustkrebs. Brustkrebs: Individuelle Therapien Wien - "Anstelle der bei Brustkrebs heute üblichen Chemotherapien, bei denen man aufgrund von Erfahrung mit bestimmten Kombinationen beginnt und den Erfolg abwartet, könnte man durch ,prädiktive Testung' zu individuellen und ,maßgeschneiderten' Therapien kommen", berichtet Ernst Kubista (Gynäkologie, AKH Wien) dem STANDARD von einer der Hoffnungen der rasch voranschreitenden Brustkrebsdiagnose und -therapie, über die die "Gesellschaft der Ärzte" ihre KollegInnen auf dem Laufenden halten will. Da ist zunächst die Diagnose, stark verfeinert durch molekularbiologische Ergänzungen zur Mammographie und durch die Analyse jener Gene, die für fünf bis acht Prozent der Brustkrebserkrankungen verantwortlich sind (BRCA 1 und 2) und 300 bis 400 Frauen im Jahr in Österreich treffen. Auch mit einer bösen Entscheidung: Das Risiko, mit diesen Genen bis zum 60. Lebensjahr an Brustkrebs zu erkranken, liegt bei 80 Prozent, "enorm hoch" und nahe null verringerbar mit dem "Angebot der prophylaktischen Organentfernung" (Kubista). Ist die Krankheit doch da, sieht man mit Mikroarrays zumindest den Therapieerfolg bzw. -misserfolg rascher: Man kann damit Hunderte von Genen in Tumoren analysieren und sehen, ob die eingeschlagene Therapie wirkt. Allerdings ist das ebenso im Experimentierstadium wie die "prädiktive Testung", die aus individuellen Tumoren Zellkulturen anlegt und an ihnen die Wirksamkeit von Medikamenten austestet. (Einen Überblick geben Fachvorträge der Gesellschaft der Ärzte: 10. 1., 19.00 Uhr, Klinische Abteilung für Spezielle Gynäkologie, Uniklinik für Frauenheilkunde Wien) (jl) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 09.01. 2001)