Wien - Um ihre politischen Inhalte festzulegen, setzt die ÖVP auf ihrem Bundeskongress nächstes Wochenende in Alpbach in Tirol auch auf die Meinung parteinaher Vereine. So ist zum Beispiel die vor rund einem Jahr gegründete Initiative Christdemokratie eingeladen. "Wir treten für eine stärkere Positionierung der ÖVP als christlich-soziale Partei ein" sagt der Initiativen-Sprecher Thomas Köhler im Gespräch mit dem STANDARD. Und folgert schnell, dass damit nicht eine "Verengung, sondern eher genau das Gegenteil" gemeint ist. So tritt man etwa dafür ein, dass die Familienzusammenführung aus der Zuwandererquote genommen werden soll. Und geht dabei so weit, die Quote überhaupt infrage zu stellen. "Grün-Option unterrepräsentiert" Die Initiative, der unter anderem Caritas-Mitarbeiter bis hin zur fast gesamten Mannschaft von Außenministerin Benita Ferrero-Waldner angehören, will sich auch für eine Öffnung der ÖVP in Richtung der Grünen stark machen. Köhler: "Die Partei darf sich nicht auf eine Mitte-rechts-Partei verengen. Die Grün-Option erscheint uns in der VP unterrepräsentiert." Gleichzeitig müsse man aber auch verstärkt versuchen, Grün-Wähler zurückzugewinnen. Schließlich würden viele aus einem gutbürgerlichen, katholischen Hintergrund kommen, meint Köhler. Den anderen, nämlich den rechtskonservativen Flügel der ÖVP vertritt der Maria Plainer Kreis. Vor einem Jahr machte sich diese Gruppe für eine Partnerschaft mit der FPÖ stark, heute sind deren Proponenten mit dem Ergebnis durchaus zufrieden. Der Abgeordnete Michael Spindelegger, Sprecher des Maria Plainer Kreises, mahnt seine Partei aber, nach vorne zu blicken. Ein Jahr nach der Wende dürfe es die ÖVP nicht bei einem Profil als Sparpartei belassen. Vor allem in der Sozialpolitik mangle es derzeit an Profil. Auch bei Bildungs- und Gesundheitsthemen müsse sich die ÖVP stärker engagieren. (pm/völ) (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.1.2001)