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Foto: Archiv
Bonn/Rügen - Von einer Beobachtungshütte gleitet der Blick durch den Feldstecher über den Küstenstreifen zu den jungen Kegelrobben. Die tummeln sich offensichtlich pudelwohl im Wasser. Aus sicherer Distanz beobachten Tierliebhaber das Naturschauspiel: Robben vor Rügen, nahe dem Kap Arkona - eine Vision, die nach den Vorstellungen des Bundesamtes für Naturschutz schon 2002 Wirklichkeit werden sollte. Doch daraus wird nichts. "Das Wiederansiedlungsprojekt für Robben vor der Nord-Küste Rügens ist geplatzt", stellt Franz August Emde, Sprecher des Bundesamtes für Naturschutz in Bonn, ernüchtert fest. Das Projekt scheiterte am Widerstand der Fischer. Nach Angaben des Amtes haben die Fischer die angebotenen Ausgleichszahlungen für Schäden an Fang und Fanggeräten abgelehnt. Dabei sei ihnen auch zugesichert worden, keine weiteren Fischerei-Ausschlussgebiete wegen der Robben auszuweisen, erklärt Emde - doch vergebens. Kampf um die Fische Kegelrobben sind Fischjäger. Nach Angaben von Meeresbiologen verzehren 200 Robben rund 400 bis 600 Tonnen Fisch pro Jahr. Damit sind die possierlichen Tiere für die Fischer neben Kormoranen ein weiterer ernst zu nehmender Konkurrent. "Wenn die Kegelrobben her wollen, dann kommen sie von allein", sagt Fischer Dieter Peplow aus Breege. An die versprochenen Ausgleichszahlungen will er nicht glauben - wie auch seine Kollegen aus dem Norden Rügens. "Im vergangenen Jahr sollten wir Stilllegeprämien vom Land erhalten. Nichts ist gekommen. Nichts", schimpft Peplow. "Die Fischer an der Nordsee kennen das Problem seit Jahren. Die Seehunde dort fressen so viel Plattfisch wie die Fischer im Jahr anlanden dürfen: 11.000 Tonnen", sagt Martin Brick. Der Präsident des Deutschen Fischereiverbandes hält eine Dezimierung der Bestände dort von derzeit etwa 10.000 auf ein "Normalmaß" von höchstens 6.000 für dringlicher als neue Ansiedlungsprojekte in der Ostsee. "Die Fischer wollen keine Tierart ausrotten. Wir brauchen aber ein vernünftiges Nebeneinander", erklärt Brick. Geplatzte Träume Gemeinsam mit dem Meeresmuseum Stralsund hatte das Bundesamt für Naturschutz ein ehrgeiziges Projekt verfolgt: Innerhalb der kommenden fünf Jahre sollte der Kegelrobbenbestand an der Küste Rügens auf rund 200 Tiere anwachsen. Jährlich 15 bis 20 Jungtiere, gefangen an den Küsten Estlands, sollten an einem ruhig gelegenen Strandabschnitt vor der Gemeinde Altenkirchen ausgewildert werden. Utopisch waren diese Vorstellungen keinesfalls: Denn noch vor rund 100 Jahren lebten nach Angaben des Stralsunder Robbenexperten Klaus Harder in der Ostsee etwa 100.000 Kegelrobben. Erst durch die Bejagung sei der Bestand im südlichen Teil ausgerottet worden. Zudem habe die hohe Schadstoffbelastung in der Ostsee durch PCB einen Großteil der weiblichen Tiere unfruchtbar gemacht. Auf Rügen jedenfalls ist die Enttäuschung groß. "Wir hätten uns das Projekt gewünscht", sagt Ernst Heinemann, Bürgermeister von Putgarten am Kap Arkona. Die Kegelrobben hätten den Tourismus belebt, ist er sich sicher. "Doch viel wichtiger ist: Die Robben hätten dort wieder eine Heimat gefunden, wo sie einst zu Hause waren". (APA/dpa)