Washington/Portland - ANDi dürfte Gentechnik-Geschichte machen. Erstmals lebt ein gentechnisch veränderter Primat. Nach dem Einschleusen eines zusätzlichen Gens wurde am Oregon-Primatenzentrum in Portland in den USA am 2. Oktober der gentechnisch veränderte Affe geboren. In der neuesten Ausgabe der US-Wissenschaftszeitschrift "Science" werden das "Gentechnik-Affenbaby" sowie die verwendeten Methoden vorgestellt. Wissenschafter erwarten sich wesentliche Vorteile für die Entwicklung neuer Therapien für Krankheiten durch ein solches Tiermodell. Nomen est omen ANDi steht für die umgekehrte Abkürzung von "inserted DNA" (eingefügte DNA). Der Hintergrund: Transgene Mäuse - also Mäuse, deren Erbgut künstlich verändert wurde - gehören zu den wichtigsten Tiermodellen für die moderne biologische und biomedizinische Forschung. Doch von ihnen bis zum Verständnis des Funktionierens des Menschen ist noch ein weiter Weg. Erkenntnisse an transgenen Mäusen sind nur bedingt auf den Menschen übertragbar. Hier stellen Primaten bereits eine viel menschenähnlicheres "System" dar. Das ist auch der Grund für die Forschungsarbeiten von Gerald Schatten von der Universität des US-Bundesstaates Oregon: Sein Team klonte vergangenes Jahr erstmals einen Affen durch so genanntes Embryo-Splitting (der Klon-Affe "Tetra"). Doch das Einschleusen eines neuen Gens in einen Primaten hat es bisher noch nicht gegeben. Biographie einer Transgen-Person Die Geschichte von ANDi: Die Wissenschafter schleusten mit einem virus-ähnlichen Partikel in eine unbefruchtete Rhesus-Affen-Eizelle das zusätzliche Gen ein. Es handelte sich dabei um ein simples Marker-Gen für ein fluoreszierendes Protein, das in Gewebe leicht erkannt werden kann. Den Forschern ging es ausschließlich um die Darstellung, dass das Prinzip wirklich realisierbar ist. 40 der 224 genetisch modifizierten Rhesus-Affen-Eizellen wurden dann im Reagenzglas mit Spermien befruchtet. Dann erhielten 20 Affen-Surrogat-Mütter die Embryonen eingepflanzt. Bei fünf der Tiere kam es zu einer Schwangerschaft. Insgesamt drei gesunde männliche Affenbabys wurden geboren. Von ihnen aber zeigte nur ANDi die gentechnisch herbeigeführte Veränderung seiner Erbsubstanz. "Wir hoffen, eine Brücke zwischen transgenen Mäusen und dem Menschen schlagen zu können" Der Sinn der Forschungsarbeiten laut Schatten: "Wir hoffen, eine Brücke zwischen transgenen Mäusen und dem Menschen schlagen zu können. Wir könnten zum Beispiel auch Alzheimer-Gene einschleusen und danach Impfstoffe gegen die Krankheit testen. Affen wie ANDi und Tetra, das geklonte Tier, werden es uns ermöglichen, schnell und sicher zu bestimmen, ob neue Therapiestrategien gegen Krankheiten sicher und wirksam sind." Somit könnten genetisch veränderte Rhesus-Äffchen - nicht transgene Tiere dieser Art werden seit Jahrzehnten als Versuchstiere benutzt - zu idealen Tiermodellen für die Erforschung von Erkrankungen des Menschen werden. Die Schaffung transgener Primaten und deren Klonierung würden einander von der Methode her sehr gut ergänzen.(APA)