Wien - Insgesamt 9.737 Einbürgerungen gab es im Jahr 2000 in Wien. Das bedeutet einen Rückgang um 13 Prozent gegenüber 1999, wo 11.274 Personen in Wien die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen wurde. Diesen Umstand erklärt Integrationsstadträtin Renate Brauner (S) laut Aussendung vom Freitag vor allem mit der Normalisierung der Situation im Kosovo und in Serbien. Aufgeschlüsselt verteilten sich im Jahr 2000 die Einbürgerungen auf 4.857 Frauen und 4.880 Männer. Die zuständige Magistratsabteilung (MA) 61 verzeichnete 2.543 Personen, welche nach einem mindestens zehnjährigen Aufenthalt Neo-Österreicher wurden. Aufgrund eines Rechtsanspruches - meist Ehepartner von Österreichern - wurden 1.411 Menschen eingebürgert. Und in 2.944 Fällen wurden die Kinder in das Verfahren einbezogen. Brauner unterstrich, dass bei 80 Prozent der eigenständig gestellten Anträge entweder ein Rechtsanspruch oder ein zehnjähriger Aufenthalt zugrunde lag. Das belege, dass Wien keinesfalls willkürlich mit Einbürgerungen umgehe. Die überwältigende Zahl der neu Eingebürgerten seien in Wien gut integriert, sie leben seit mehr als zehn Jahren in Österreich oder haben familiäre Wurzeln. Kultur und Sprache nur durch Motivation erlernbar Vehement sprach sich Brauner gegen die Intention der ÖVP aus, "a la Schweizermacher die Kenntnis der Sprache, Kultur und sogar Geschichtswissen zur Voraussetzung für den Erhalt der Staatsbürgerschaft zu machen". Denn "Kultur und Sprache sind nicht per Dekret, sondern durch Motivation erlernbar". Die langjährigen Erfahrungen der Beamten in Wien zeigten, dass die Referenten im Einzelgespräch die notwendigen Deutschkenntnisse sehr gut überprüfen können. Stehe den Migranten ein breites Angebot an Deutschkursen zur Verfügung wie in Wien mit hunderten von zusätzlichen Kursen im Rahmen der Sprachoffensiven, dann würden diese gerne und oft darauf zurückgreifen. Doch die Stadt Wien befinde sich hier allein auf weiter Flur. Warum sollte hier nicht auch die Bundesregierung die Initiative ergreifen, so Brauners Frage. Der Bundesregierung und insbesondere Innenminister Ernst Strasser warf Brauner vor, im Bereich der Integrationspolitik durch bloße Versprechungen und Ankündigungen von sich Reden zu machen. In die Tat umgesetzt werde hingegen wenig. So gebe es bis heute keine geregelte Zuwanderungsquote für das laufende Arbeitsjahr. Die Behörde einerseits, die Antragsteller andererseits müssten deswegen in sehr knappen Zeitabständen kalkulieren. Für Brauner "ein untragbarer Zustand". Auch der von der Regierung angesprochene Abbau des Rückstaus bei der Familienzusammenführung lasse auf sich warten. (APA)