Management
Imageberater
Imageberater sorgen bei ängstlichen Aufsteigern und stagnierenden Managern für die richtige Performance.
Freundlichkeit nennt die
Jungunternehmerin Tanja
Baum, 30, "den entscheidenden Mehrwert bei der Differenzierung gegenüber Wettbewerbern". Darum hat sie in Köln eine "Agentur der
Freundlichkeit" gegründet
und versucht, Servicekultur
als Kapitalreserve zu vermitteln. "Märkte werden enger",
argumentiert sie, "Produkte
austauschbarer, Angebote
vergleichbarer. Die Produktbindung nimmt ab, der Kunde
setzt Qualität bereits voraus
und unterscheidet dann zugunsten des besseren Services
und der freundlicheren Behandlung." Darum käme es
darauf an, sich einen "Vorsprung durch Freundlichkeit"
zu verschaffen. Ein gewinnendes Lächeln im alltäglichen Geschäftsverkehr sei eine echte "Kapitalreserve".
Die richtige Performance
am Markt ist für viele Aufsteiger und auch noch für gestandene Manager ein Riesenproblem. Immer stehen Fragen im Hintergrund: Wie weit
darf ich gehen? Was ist höflich, was schon Anbiederung?
Womit kann man auflockern?
Das Geschäftsleben ist ein
Gestrüpp mit lauter Fangstricken. Allein was bei Telefonaten alles falsch gemacht werden kann. Und dann die Begegnungen mit Geschäftspartnern. Was ist korrekte
Kleidung? Was ist ein gutes
Profil?
Immer mehr Coaches nehmen sich der gestressten Klientel an. Imageberater arbeiten daran, aus Standarderscheinungen Typen zu machen, mit Ecken und Kanten,
aber nicht als bizarre Zeitgenossen. Erstes Gebot in der
Image-Reflexion: Herausfinden, wer man ist und was einen ausmacht. Normträger
gibt es genug. Sie sind langweilig.
Deshalb steht am Anfang
das Sondierungs- Interview
vor laufender Kamera. Die
Aufzeichnungen sind meist so
entlarvend, dass der Klient
von selber zügige Veränderungen anstrebt.
Mitunter stellt sich natürlich auch gleich heraus, dass
der Bewerber für Öffentlichkeitsauftritte ungeeignet ist.
Das Selbstbild der Klienten
stimmt in der Regel überhaupt
nicht mit ihrer Fremdwahrnehmung überein.
Wer kommt, weil er sich für
großartig hält und meint, dass
es nur noch hier und da an Retuschen mangelt, ist oft
schnell ernüchtert. Aber auch
den bescheidenen Kandidaten
mit dem ausweichenden Blick
muss geholfen werden. Es gilt,
ihre Potenziale zu orten und
zum Einsatz zu bringen. Immer geht es um den behutsamen Aufbau einer Persönlichkeit, immer spielt das Äußerliche wie das Innere gleichermaßen eine Rolle.
Schlabbrige Anzüge werden
vom Imageberater ebenso moniert wie allzu hemdsärmliges
Auftreten. Einer der wichtigsten Bereiche ist die Kundenbetreuung. Hier wird am meisten
falsch gemacht, also am meisten Geld verloren. Dem Klienten wird beigebracht, dass er
Gastgeber ist, dass es auf seine
Gesten ankommt, auf seine
Mimik und natürlich auf seine
Worte. Das Wort "Kundenbindung" wird als Unwort des
Jahres ersatzlos gestrichen.
Es geht um eine Kundenbeziehung, um ein Geben und
Nehmen. Konfliktsituationen
des alltäglichen Geschäftsverkehrs werden in Rollenspielen
nachgestellt. Oberstes Gebot:
immer ruhig bleiben und um
Souveränität bemüht sein.
Selbst eine souverän abgewickelte Reklamation birgt die
Chance, einen Stammkunden
zu gewinnen. Auch geht es darum, die Konkurrenz nicht abzuwerten. Lieber eigene Vorzüge preisen.
Wann ist ein Manager sympathisch? Darüber entscheidet
Körpersprache zu 95 Prozent.
Am wichtigsten ist Blickkontakt. Zwei Sekunden reichen
aus. Kein Blickkontakt dagegen bringt Minuspunkte ein.
Die Kleidung ist weniger
wichtig, solange sie einen ordentlichen Eindruck macht.
Die meisten kommen, um sich
hier korrigieren zu lassen. Wie
so oft wird das Äußere überschätzt, das Innere zu wenig
beachtet. Man lernt allerhand
beim Imageberater, sogar seine inneren Werte kennen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe)